Auf dem Bild zu sehen ist eine Frau, die sich beide Ohren mit Kissen zuhält und dabei böse nach oben schaut.
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Warum Lärm ein Gesundheitsrisiko ist, und was dagegen hilft

Lesedauer unter 3 Minuten

Das Schleudern der Waschmaschine, das Rauschen der Autobahn oder das Wummern des Schlagbohrers der Baustelle vor dem Fenster, Lärm kann uns belasten und Stress auslösen. Aber was ist Lärm eigentlich, und ab wann wird aus einem Alltagsgeräusch eine Gefahr für die Gesundheit? Dieser Artikel erklärt die wissenschaftlichen Zusammenhänge und gibt hilfreiche Tipps zur Vorbeugung

„Lärm wird in der Wissenschaft als jede Form von unerwünschtem oder störendem Schall definiert, der den Menschen in seiner Lebensqualität beeinträchtigt“, sagt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der BARMER. Die Schädlichkeit der entsprechenden Geräusche hängt nicht nur von ihrer Lautstärke ab, sondern auch von der Dauer und der individuellen Geräuschempfindlichkeit. Sowohl ein kontinuierlicher als auch diskontinuierlicher Lärmpegel ab 65 Dezibel wird als gesundheitsgefährdend betrachtet, während nächtliche Geräusche ab etwa 40 Dezibel den Schlaf stören können. „Diese Beeinträchtigungen können den Körper zusätzlich psychophysiologisch belasten, vor allem dann, wenn Betroffene bereits psychische Leiden haben“, so die Psychologin. 

Formen von Lärm

Verkehrslärm ist eine der häufigsten Lärmquellen, vor allem in urbanen Gebieten. Straßenverkehr, Flugzeuge und Züge verursachen konstanten Lärm, der besonders nachts belastend wirkt.

Fabriken und Baustellen verursachen oft einen anhaltenden Industrielärm

Lärmbelästigung kann auch in der Freizeit auftreten, zum Beispiel bei Konzerten, Sportveranstaltungen oder durch laute Musik aus Kopfhörern.

Nachbarschaftslärm sind häufig Geräusche aus angrenzenden Wohnungen oder laute Gespräche in Wohngebieten, die den Alltag erheblich stören können.

Warum Lärm der Gesundheit schaden kann

Lärm kann nicht nur zu körperlichen Problemen wie Hörschäden oder erhöhtem Blutdruck führen, sondern auch zu erheblichen psychischen Belastungen. „Lärm kann die Ausschüttung von Stresshormonen wie Kortisol und Adrenalin anregen, was langfristig die Stressreaktionen des Körpers verstärkt. Dies kann sowohl bereits vorhandene depressive Verstimmungen verstärken als auch weitere psychische Beeinträchtigungen nach sich ziehen. Besonders nächtlicher Lärm wirkt sich negativ auf den Schlaf aus, was die psychische Belastung weiter verschärft“, erläutert die Expertin. Lärm kann sich ebenso leistungsmindernd auf das Verhalten auswirken und unkontrollierbare Aufmerksamkeitsschwankungen auslösen. Zudem kann Lärm bereits vorhandene Depressionen und Angststörungen beeinflussen oder verstärken. Untersuchungen haben zudem gezeigt, dass Menschen, die in besonders lauten Umgebungen leben, ein höheres Risiko für Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Chronischer Lärm kann auch zu sozialem Rückzug und erhöhtem Substanzmissbrauch, etwa von Alkohol und Tabak führen, da Betroffene versuchen, den Stress auf diese Weise zu bewältigen.

Tipps zur Vorbeugung

Es gibt zahlreiche Maßnahmen, um sich vor den negativen Auswirkungen von Lärm zu schützen und die psychische Gesundheit zu bewahren. Angefangen beim Schallschutz in den eigenen vier Wänden, wo Fenster mit guter Schalldämmung oder spezielle Lärmschutzvorhänge dabei helfen können, den Lärmpegel in der Wohnung zu senken. In besonders lärmreichen Gegenden sind auch Lärmschutzwände oder schalldichte Fenster eine sinnvolle Investition. „Es gilt zudem die Ohren zu schützen. Sowohl in lauten Umgebungen wie Konzerten oder Baustellen als auch bei einem erhöhten Geräuschpegel am Arbeitsplatz ist es ratsam, Gehörschutz zu tragen. Spezielle Ohrstöpsel oder Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung, dem sogenannten Noise Cancelling, können ebenfalls helfen“, rät Jakob-Pannier. Wer in einer als zu laut wahrgenommenen Umgebung lebt oder arbeitet, sollte sich bewusste Auszeiten der Stille einrichten, etwa durch Spaziergänge in ruhiger Umgebung auch während der Pausenzeit oder durch die Nutzung von Meditations- und Ruheräumen. Die Psychologin weiß aber auch: „Da sich Lärm in unserer modernen Welt nur schwer vollständig vermeiden lässt, ist ein bewusster Umgang mit dem eigenen Umfeld und die Umsetzung von Lärmschutzmaßnahmen umso wichtiger.“