Autofahren kann für Menschen mit Herzkrankheiten alltägliche Notwendigkeit, aber zugleich auch eine erhebliche Herausforderung sein. Um während der Fahrt durch den Straßenverkehr Sicherheit und Wohlbefinden für sich selbst und andere zu gewährleisten, ist es für Herzpatientinnen und Herzpatienten wichtig, einige grundlegende Aspekte im Zusammenhang mit ihrer Krankheit zu beachten. Dieser Artikel liefert wertvolle Tipps und Informationen, die dabei helfen, auch mit einer Herzerkrankung das Auto sicher und gesund als Fortbewegungsmittel zu nutzen.
Regelmäßige Besuche in der Arztpraxis, bei denen der Gesundheitszustand abgeklärt wird, sind für Herzpatientinnen und Herzpatienten ohnehin unerlässlich, erst recht, wenn Autofahren ein Thema ist. „Die Überwachung relevanter Vitalparameter, die mögliche Anpassung der Medikation und auch die allgemeine Beurteilung der Fitness zum Autofahren sind dabei entscheidende Faktoren“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER. Mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt wäre es ratsam, regelmäßig zu besprechen, ob es andere akute körperliche Einschränkungen gibt, die eine Teilnahme am Straßenverkehr beeinträchtigen können. Dazu gehört beispielsweise die eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes, die den Schulterblick nicht mehr ermöglicht. „Zudem empfiehlt es sich, sich über mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten zu informieren. Denn solche können auch Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit haben“, so die Expertin.
Die eigene Fitness realistisch einschätzen
Bevor sich Menschen mit Herzschwäche ans Steuer setzen, gilt es, die eigene körperliche Verfassung und aktuelle Tagesform realistisch einzuschätzen. „Müdigkeit, Atemnot oder akute Herzbeschwerden sind stets wichtige Warnsignale, die vor Fahrtantritt unter keinen Umständen ignoriert werden dürfen“, sagt Marschall. Bei einem Unwohlsein ist es besser, auf das Autofahren zu verzichten oder in Betracht zu ziehen, jemand anderen zu bitten, das Auto zu steuern. „Die Sicherheit der Fahrzeuginsassen und der anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer hat immer oberste Priorität“, so die Medizinerin.
Beim Autofahren unbedingt Stress vermeiden
Stress im Straßenverkehr kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken, insbesondere dann, wenn eine Herzkrankheit diagnostiziert wurde. „Patientinnen und Patienten sollten stressigen Situationen im Auto nach Möglichkeit aus dem Weg gehen, indem Fahrten in starkem Verkehr, zu Stoßzeiten oder etwa bei schlechtem Wetter und Dunkelheit vermieden werden“, rät Marschall. Auch empfiehlt es sich, eher ruhige Strecken zu wählen oder gegebenenfalls Navigationssysteme zu nutzen, um stark befahrene Straßen zu umgehen.
Bei längeren Fahrten Pausen einplanen
Auch längere Autofahrten können mitunter anstrengend sein. Herzpatientinnen und -patienten wird geraten, regelmäßig Stopps einzuplanen, um sich auszuruhen und frische Luft schnappen zu können. „Solche Pausen lassen sich auch nutzen, um sich zu dehnen oder zu bewegen. Diese und ähnliche Maßnahmen fördern die Durchblutung und können helfen, mögliche Beschwerden im Zusammenhang mit einer Herzkrankheit zu lindern“, sagt Marschall.
Das Fahrzeug den gesundheitlichen Gegebenheiten anpassen
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Auto bei einer Herzerkrankung den eigenen körperlichen Bedürfnissen anzupassen. Ergonomische Sitze, automatische Getriebe und Assistenzsysteme wie Abstandshalter oder Einparkhilfen können unterstützen, das Fahren im Straßenverkehr zu erleichtern. Zudem ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass das Auto in einem guten Zustand ist und keine technischen Probleme bestehen, um unnötigen Stress zu vermeiden.
Fahrverhalten anpassen
Nicht nur als Patientin oder Patient mit einer Herzkrankheit ist ein defensives Fahrverhalten empfehlenswert. So ist es wichtig, ausreichend Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu halten und abruptes Bremsen oder Beschleunigen zu vermeiden. „Eine eher zurückhaltende Fahrweise ist nicht nur sicherer, sondern schont nachweislich auch das Herz“, erklärt Ursula Marschall.
Alternative Verkehrsmittel in Betracht ziehen
Wenn Autofahren aufgrund des eigenen Gesundheitszustands aus ärztlicher Sicht nicht ratsam ist, bieten sich Alternativen an. Öffentliche Verkehrsmittel, Taxis oder Mitfahrgelegenheiten können gute Optionen sein. „Es ist wichtig, sich keinen Druck zu machen, selbst fahren zu müssen, wenn es an bestimmten Tagen gesundheitlich nicht möglich ist“, betont Marschall.
Notfallvorsorge
Herzpatientinnen und -patienten sollten auf unerwartete Situationen vorbereitet sein. Zur Sicherheit empfiehlt es sich, eine Notfallkarte im Auto mitzuführen, auf der die genaue Erkrankung, die Medikation und wichtige Kontaktinformationen vermerkt sind. Angehörige oder Freunde sollten außerdem wissen, wie sie im Notfall helfen können.
Über die eigenen Rechte informieren
Menschen mit Herzkrankheiten sollten sich gezielt darüber informieren, welche rechtlichen Rahmenbedingungen beim Autofahren für sie relevant sein könnten. In vielen Ländern besteht für solche Patientinnen und Patienten die gesetzliche Verpflichtung, ihre Erkrankung bei der zuständigen Behörde zu melden, wenn diese die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigen kann. Um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden, ist es wichtig, entsprechende Vorschriften zu beachten.
Gemeinschaft und Unterstützung
Der Austausch mit anderen Betroffenen kann für Herzpatientinnen und -patienten eine wertvolle Unterstützung darstellen. „In Selbsthilfegruppen oder Online-Foren lassen sich Erfahrungen und Tipps zum Umgang mit der Krankheit austauschen“, erläutert Marschall. Hilfreiche Ratschläge und Ermutigungen können den Alltag für Menschen erleichtern, die mit einer Herzerkrankung leben und trotzdem Autofahren wollen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Autofahren auch für Herzpatientinnen und Herzpatienten eine wichtige Möglichkeit der Mobilität bleibt. Allerdings ist es entscheidend, das Fahren immer nur unter Berücksichtigung des individuellen Gesundheitszustands zu praktizieren. „Wer regelmäßig ärztliche Ratschläge einholt, seine Fitness realistisch einschätzt und proaktiv Maßnahmen für die Stressvermeidung und Sicherheit ergreift, kann mit dem Auto durchaus sicher und selbstbewusst unterwegs sein“, betont Ursula Marschall. Dabei steht jedoch immer die eigene Gesundheit und die Sicherheit anderer an erster Stelle.