Die Antwort auf diese Frage hat Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer:
Wenn Kinder zu viel Zucker essen, werden sie hyperaktiv und können ADHS bekommen. Kaum ein Mythos hält sich seit einigen Jahrzehnten so hartnäckig wie dieser. Er reicht zurück bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts und fußt mutmaßlich auf einer Theorie des kalifonischen Arztes Benjamin Feingold. Gestützt durch einzelne Fallbeobachtungen kam er zu dem Schluss, dass Lebensmittelzusätze wie künstliche Aromen und Farbstoffe zu Hyperaktivität führen können. Auch Zucker geriet dabei als schädlicher Stoff ins Visier. Der Mediziner entwickelte daraufhin die sogenannte Feingold-Diät. Auch wenn sie bis heute noch Anhänger findet, haben zahlreiche Studien längst wissenschaftlich ergeben, dass Zucker nicht hyperaktiv macht. So fand etwa im Jahr 1996 die Übersichtsarbeit „Hyperactivity: is candy causal?“ mit zwölf Studien keinen Beleg für die Hypothese. Weder bei Kindern mit oder ohne ADHS führte Zuckerkonsum demnach zu Verhaltensauffälligkeiten. Andere Studien unterstreichen dies. Auch wenn Zucker bei Kindern also nicht zum Zuckerschock führt, ist ein maßvoller Konsum dennoch dringend angeraten. Denn dass zu viel Zucker anderweitig schädlich sein kann, ist unbestritten.