„Ich bin gleich wieder da, es dauert nur ein paar Minuten“, denken immer noch viel zu viele Erwachsene und lassen ihren Nachwuchs bei hochsommerlichen Temperaturen im Auto zurück. Eine Leichtsinnigkeit, die Kindern das Leben kosten kann. „Viele Eltern unterschätzen, wie schnell der Körper ihres Kindes im warmen Auto überhitzt. Schon nach ein paar Minuten kann das Auto vor allem für Babys und Kleinkinder zur tödlichen Falle werden“, so Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.
Der Nachwuchs schläft friedlich im Kindersitz, es fehlt aber noch ein Brot vom Bäcker für das Abendessen, solche oder ähnliche Situationen kennen viele Eltern. Das Kind jetzt extra aufwecken und damit viel Geschrei riskieren? Viele Eltern entscheiden sich für die Variante, es lieber kurz allein im Auto zu lassen und sich zu beeilen. Studien zeigen, wie gefährlich das bei warmen Außentemperaturen werden kann. Durch die fehlende Luftbewegung im Auto erhitzt sich der Organismus bis zu drei Mal schneller als bei gleichen Temperaturen außerhalb des Fahrzeugs. Der Körper von Babys und kleinen Kindern geht anders mit Hitze um als der von Erwachsenen. Wegen der vergleichsweise geringen Oberfläche können sie die Hitze viel schlechter ausgleichen. Außerdem nehmen sie mehr Hitze auf, und diese staut sich dann. Besonders im gut gepolsterten Kindersitz können sie die Wärme nicht gut ausschwitzen. Als Folge kann es je nach Alter und Gewicht sowie körperlicher Verfassung des Kindes schon nach ein paar Minuten zu Überhitzung und Hitzschlag kommen, der lebensgefährlich sein kann.
Fenster etwas öffnen, reicht nicht aus
Marschall nennt Zahlen, die das schnelle Aufheizen beim Parken in der Sonne dokumentieren. Schon nach fünf Minuten klettert das Thermometer im Fahrzeug bei moderaten 26 Grad Celsius Außentemperatur auf 30 Grad im Innern. Nach dreißig Minuten besteht sogar Lebensgefahr, denn dann liegt die Innentemperatur bereits bei 42 Grad. Bei dunklen Autos und Fahrzeugen mit dunklen Sitzbezügen steigen die Innenraumtemperaturen besonders stark an. Im Schatten zu parken, ist allerdings auch keine sichere Alternative. Der Temperaturanstieg ist dort zwar nicht ganz so stark, aber immer noch sehr hoch. Auch eine andere weit verbreitete Kühlmethode entpuppt sich als wirkungslos. „Zwar kann niemand genau sagen, wann welches Kind einen Hitzschlag erleidet. Nachgewiesen ist aber, dass es nicht reicht, das Fenster einen Spaltbreit zu öffnen. Die so erzeugte Luftbewegung im Auto ist viel zu gering, um einen messbaren Effekt zu erzielen“, erklärt Marschall. Eine Untersuchung bei 28 Grad Außentemperatur zeigte bei in der Sonne geparkten Testfahrzeugen, dass die Innentemperatur nach 30 Minuten auf über 50 Grad stiegen, unabhängig davon, ob beide Fenster geschlossen, oder ein oder beide Fenster um jeweils fünf Zentimeter geöffnet waren.
Wer ein Kind bei sommerlicher Hitze allein im Auto sieht, sollte daher umgehend reagieren. Ist der Fahrer des Fahrzeugs nicht aufzufinden, kann aus der Situation schnell ein Notfall werden. Marschall rät dann dazu, Polizei oder Feuerwehr zu informieren. „Für sich im Auto befindende Kinder besteht schon nach kurzer Zeit Lebensgefahr, daher sollte man nicht zu lange zögern“, so Marschall.