Ein Schlaganfall kommt meist wie aus dem Nichts und reißt die Betroffenen von einem Moment auf den anderen aus ihrem gewohnten Alltag. Häufig resultiert eine Pflegebedürftigkeit daraus. Aber je schneller medizinisch geholfen werden kann, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Beeinträchtigungen wieder verschwinden oder nur geringe Schäden zurückbleiben. Daher gilt: Bei den ersten Anzeichen sofort den Notarzt unter 112 alarmieren.
Jedes Jahr sterben laut Deutscher Schlaganfall-Hilfe etwa 270.000 Menschen an den Folgen eines Schlaganfalls. Damit ist der Schlaganfall, auch Hirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex genannt, die dritthäufigste Todesursache nach Krebs oder Herzinfarkt in Deutschland. Verursacht wird er durch eine plötzliche Unterbrechung der Blutversorgung im Gehirn, etwa durch ein Blutgerinsel. Rund 20 Prozent aller Schlaganfall-Patienten versterben in den ersten vier Wochen nach Auftreten des Hirnschlags. „Etwa die Hälfte derer, die einen Schlaganfall überlebt, ist im Anschluss daran pflegebedürftig oder sogar schwerstbehindert. Die Betroffenen können dann aufgrund der Lähmungserscheinungen beispielsweise schlecht oder gar nicht mehr sprechen, schlucken oder kauen, sind körperlich eingeschränkt oder gar nicht mehr mobil, und können dadurch auch häufig unter Depressionen leiden“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer. Zwar erleiden vor allem Menschen im Alter von über 75 Jahren einen Schlaganfall, aber grundsätzlich kann es jederzeit jeden treffen, also auch Jüngere. Allerdings gilt: Je jünger die Patienten, desto besser sind die Aussichten auf eine Wiederherstellung oder zumindest auf geringere Beeinträchtigungen.
Vorboten eines Schlaganfalls
Plötzlich beginnende, extrem starke Kopfschmerzen, Sprach-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen sind wichtige Warnzeichen, die im Vorfeld eines Schlaganfalls auftreten können. Sie können lediglich ein paar Minuten, oder auch Stunden andauern. „Bei mehr als drei Viertel aller Schlaganfälle ist eine Durchblutungsstörung im Gehirn die Ursache. Diese kann beispielsweise entstehen, weil an den Innenwänden der Arterien Ablagerungen den Durchfluss erschweren. Ein zusätzlicher Blutpfropf (Thrombus), der mit dem Blutfluss in das Gehirn gespült wird, kann dann zum kompletten Verschluss des Blutgefäßes im Gehirn führen. Wird die entsprechende Hirnregion dann nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt, sterben Nervenzellen ab, was wiederum zu bleibenden Schäden führt“, so Marschall. Im Krankenhaus, am besten mit einem spezialisierten Zentrum für Schlaganfälle (Stroke-Unit), können Experten schnell entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Schäden so gering wie möglich zu halten. „Ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Erkrankung ist, wie schnell die Behandlung des Patienten in der Klinik beginnt. Die ersten Stunden sind entscheidend, und jedes Zögern beim Alarmieren des Rettungswagens verschlechtert die Prognose“, so Marschall.
Besonders gefährdet für einen Schlaganfall sind Menschen, die an Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht, verengten Halsschlagadern, einer koronaren Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen, einer Fettstoffwechselstörung oder einer Störung der Blutgerinnung leiden. Auch wenn in der Familie bereits ein Schlaganfall aufgetreten ist, ist das Risiko erhöht. „Wer einem Schlaganfall vorbeugen möchte, sollte die beeinflussbaren Risikofaktoren, die eine zunehmende Verkalkung der Blutgefäße begünstigen, möglichst minimieren. Dazu gehört beispielsweise, auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum zu verzichten, und zu versuchen, andauernden Stress zu vermeiden. Empfehlenswert hingegen sind eine gesunde und ausgewogene Ernährung sowie regelmäßige körperliche Betätigung wie Joggen, Wandern, Schwimmen oder Radfahren. Das hilft auch, wenn die Blutdruckwerte erhöht sind“, rät Marschall.
FAST-Test (Face-Arm-Speech-Time)
Wer unsicher ist, ob es sich um einen Schlaganfall handelt, kann mit drei kleinen Aufgaben relativ schnell sichergehen. Als erstes soll der Betroffene versuchen zu lächeln, dann die Arme nach vorn strecken und zuletzt einen einfachen Satz nachsprechen. Liegt die typische halbseitige Lähmung vor, ist das Gesicht beim Lächeln verzogen oder schief, der Betroffene kann die Arme nicht oder nur schwer gleichzeitig anheben, und die Sprache ist unklar. Dann sollte umgehend die 112 gerufen werden.