Schlafstörungen sind schon bei Kindern weit verbreitet. Etwa jedes dritte Kind leidet unter Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Schlafmangel kann weitreichende Folgen haben, beispielsweise resultieren häufig Konzentrationsprobleme oder starke Unruhezustände aus der anhaltenden Tagesmüdigkeit. Oft führt das auch zu nachlassenden Leistungen in der Schule.
Rund zwei Drittel der Kinder mit Schlafstörungen leiden auch im Jugend- und Erwachsenenalter noch darunter. Sie sind damit besonders gefährdet für weitere Gesundheitsprobleme wie beispielsweise Übergewicht, Bluthochdruck, Depressionen oder Schlaganfall. „Leidet der Nachwuchs regelmäßig unter Schlafstörungen, sollten Eltern aufmerksam werden. Als Faustregel gilt: Schläft das Kind mehr als drei Mal pro Monat schlecht ein oder durch, und ist das Verhalten am Tag durch die Müdigkeit verändert, sollte man den Kinderarzt aufsuchen. Dieser schließt zunächst organische Ursachen für die Schlafprobleme wie beispielsweise eine behinderte Nasenatmung aus“, erklärt Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer.
Von Lerchen und Eulen
Wie viel Schlaf ein Kind benötigt, ist je nach Alter und Vorliebe unterschiedlich. Vierjährige benötigen im Durchschnitt etwa 12 Stunden Schlaf, Zehnjährige etwa neun Stunden. „Solange man sich am Tage ausgeruht fühlt, ist es aus medizinischer Sicht völlig egal, ob man eher zu den Lang- oder Kurzschläfern zählt“, so Petzold. Zusätzlich zu diesen Vorlieben unterscheidet man zwischen verschiedenen Schlaftypen. Die sogenannten „Lerchen“ sind typische Morgenmenschen, „Eulen“ hingegen sind am Abend noch lange fit. „Eulen-Kinder haben es im Alltag besonders schwer, denn sie müssen, entgegen ihrem natürlichen Schlafrhythmus, in der Schule schon früh leistungsfähig sein. Für sie ist es besonders wichtig, auf eine entspannte Schlafatmosphäre und ein paar Regeln zur Schlafhygiene zu achten“, rät Petzold. Mit Eintritt in die Pubertät und den damit zusammenhängenden körperlichen Veränderungen ändern sich außerdem häufig auch die Einschlaf- und Aufwachzeiten, auch wenn es im Vorfeld keine Schlafprobleme gab. Die Jugendlichen holen den fehlenden Schlaf dann oft am Wochenende nach. Gelingt dies nicht in ausreichendem Maße, sollte eine Abklärung durch einen Arzt erfolgen, um organische Ursachen auszuschließen.
Mit Schlafhygiene gegensteuern
Wer sich sicher fühlt, schläft besser ein. Diese Urinstinkte waren früher überlebenswichtig und spielen immer noch eine große Rolle. Das Kinderzimmer sollte daher ein Ort zum Wohlfühlen sein, und das Bett ausschließlich zum Schlafen, und nicht zum Lernen oder Computerspielen, genutzt werden. Auf diese Weise fällt es leichter, auch wirklich abzuschalten. Licht- und Lärmquellen sollte man ausschalten und für eine angenehme Schlaftemperatur sorgen, ideal sind etwa 18 Grad. Zudem rät Petzold, ein altersgerechtes Abendritual einzuführen, das die Schlafenszeit einläutet. Idealerweise sind das immer gleiche Abläufe, beispielsweise das gemeinsame Abendessen, dann das Anziehen des Pyjamas, Vorlesen oder Lesen, Zähneputzen und Zubettgehen. Auch feste Schlaf- und Wachzeiten können helfen. In den Abendstunden sollte außerdem auf starke Reize, wie Computerspiele oder Actionfilme, verzichtet werden. Neben den mitunter nervenaufregenden Handlungen, kann Licht mit einem hohen Blauanteil, wie beispielsweise das Licht von Bildschirmen mit LED-(Hintergrund-)Beleuchtung, die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin reduzieren und stattdessen die des Stresshormons Kortisol fördern. Dies kann dazu führen, dass Müdigkeit ausbleibt. Daher sollte man auf Medienkonsum in der letzten Stunde vor dem Zubettgehen lieber verzichten. Ausgiebige Bewegung mit viel frischer Luft am Tag hingegen wirkt schlaffördernd.