Sportliche Menschen, die auf der Suche nach einer für sie neuen und außergewöhnlichen Sportart sind, können es mit Capoeira versuchen. Die brasilianische Kampfkunst vereint Kampftechniken mit akrobatischen sowie tänzerischen Elementen und Musik. Das Training macht Spaß, verlangt dem Körper aber viel ab.
Bei Capoeira steht die Ästhetik der flüssig ineinander übergehenden Bewegungen im Vordergrund, weniger das Ringen um den Sieg. In der Mitte eines Kreises aus singenden und klatschenden Zuschauern, der sogenannten Roda, stehen sich zwei Kämpfer gegenüber, die nicht nur auf ihre eigenen, sondern auch auf die Bewegungen des anderen achten müssen. Mithilfe eines intensiven Blickkontakts entwickelt sich eine Art Dialog aus Bewegung, die aus fließenden Übergängen zwischen dem Grundschritt, Ausweichmanövern, Täuschungen, Tritten und Salti besteht. Die Kämpfer sind immer in Bewegung, beobachten sich, üben Bewegungsabläufe ein und schätzen die Reaktion des Gegners ständig neu ein. Bei einem so vielseitigen Training ist es wenig verwunderlich, dass mit Capoeira nicht nur die Konzentration gefördert, sondern auch der gesamte Körper trainiert wird. „Capoeira fördert Kraft, Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit und Reaktionsvermögen. Vor allem die Rumpf-, aber auch die Bein-, Rücken- und Bauchmuskulatur, die Schultern, Oberarme und der Po werden trainiert. Ganz nebenbei werden auch noch viele Kalorien verbrannt“, so Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer.
Nicht für jeden geeignet
Die begleitende Musik ist sehr wichtig bei Capoeira, denn sie bestimmt das Tempo. Werden die Kämpfer in ihren Bewegungen zu langsam, wird die Musik schneller und umgekehrt. Sie sorgt für einen hohen Spaßfaktor, gibt den Rhythmus vor und fördert das Gefühl der Gemeinschaft. Der Zusammenhalt in der Gruppe ist oft sehr groß, entsprechend hoch kann aber auch der Druck ausfallen, jede Übung mitzumachen. „Wer an seine Belastungsgrenze kommt, sollte auch Stopp sagen können. Ansonsten kann es zu Verletzungen kommen“, so der Experte. Gekämpft wird immer zu zweit, so dass jeder aus dem Kreis an die Reihe kommt. Und auch, wenn Capoeira für viele Ausdruck einer Lebensphilosophie und von Lebensfreude ist, ist die Kampfkunst nicht für jeden geeignet. Anfängern rät Möhlendick, sich vorab sportmedizinisch untersuchen zu lassen. Außerdem sollten auch Anfänger schon einen hohen Fitnessgrad haben, um überhaupt mithalten zu können. Menschen mit Gelenkproblemen rät Möhlendick ganz ab. „Capoeira beansprucht Bänder, Knochen und Gelenke stark. Wer dort eine Schwachstelle hat, riskiert ernsthafte Schäden“, warnt Möhlendick. Auch Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten lieber nur zuschauen.
Capoeira in Deutschland
Wer Lust auf Capoeira hat, wird in Sportclubs, Kampfsportschulen oder Vereinen fündig. Dort werden, je nach Ausrichtung, zwei unterschiedliche Stile, „regional“ oder „angola“, angeboten. Bei ersterem wird der akrobatische Aspekt etwas mehr trainiert, also viele Sprünge und Kicks in die Bewegungen eingebaut. Beim letzteren stehen die traditionellen Bewegungen im Vordergrund, die etwas langsamer und eher in Bodennähe durchgeführt werden. Egal, für welche Ausrichtung man sich entscheidet, Anfänger werden langsam an die Bewegungen herangeführt und lernen Grundschritt, Verteidigungs- und Ausweichbewegungen schrittweise. Komplizierte Bewegungsabläufe kann man sich bei den anderen zunächst anschauen und dann Schwerpunkte setzen.