Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer:
Anders als bisher angenommen macht salziges Essen eher hungrig als durstig. Zwei Studien, die im Zuge einer simulierten Marsmission zum Salz- und Wasserhaushalt der Astronauten durchgeführt wurden, zeigten einen ganz neuen Zusammenhang zwischen Salzaufnahme und Wasserverwertung im Körper. Die Ergebnisse sind verblüffend, denn Testpersonen, die mehr Salz mit der Nahrung aufnahmen, verspürten weniger Durst, erzeugten mehr Wasser im Körper und hatten Hunger. Gleichzeitig stieg der Salzgehalt im Urin an. Grund dafür scheint ein regelrechter Wasserspar-Mechanismus zu sein, der einsetzt, wenn dem Körper mehr Salz zugeführt wird. Der Schlüssel für diesen Mechanismus könnte Harnstoff sein. Er löst die Verbindung zwischen Salz und Wasser und führt das Wasser zurück in die Nieren. Dadurch verbleibt es im Körper, während das Salz wieder ausgeschieden wird und die Salzkonzentration im Urin ansteigt. Der bei den Testpersonen zunehmende Hunger wird damit erklärt, dass die Produktion von Harnstoff viel Energie benötigt, die in Form von Nahrung wieder zugeführt werden muss.
Bisher ging man davon aus, dass die Salzkristalle an die Wassermoleküle binden und das Salz zusammen mit der Flüssigkeit ausgeschieden wird. Die vermeintliche Folge ist ein Flüssigkeitsdefizit und ein Durstgefühl. Diese These wurde allerdings nie in einer Langzeitstudie überprüft und gilt jetzt zunehmend als widerlegt.