Anhaltende Bauch- und Unterleibschmerzen, Krämpfe, Verstopfung oder Durchfall mit insgesamt verändertem Stuhl über einen Mindestzeitraum von drei Monaten – das sind die typischen Symptome für das Reizdarmsyndrom (RDS). Laut aktuellem Barmer-Arztreport erhielten allein im Jahr 2017 in Deutschland eine Million Menschen die Diagnose Reizdarmsyndrom. Insgesamt schätzen Experten die Zahl der Betroffenen auf bis zu elf Millionen. Zwar ist die Erkrankung nicht gefährlich, bringt aber teilweise gravierende Einschränkungen mit sich.
RDS hat viele Ausprägungen. Während ein Großteil der Betroffenen unter einer milden Form von RDS leidet, mit der sie ohne Behandlung recht gut zurechtkommen, haben andere so starke Beschwerden, dass ihre Lebensqualität und vor allem ihre Spontanität stark beeinträchtigt sind. „Häufig tritt RDS in Schüben auf. Während manche häufig unter Verstopfungen leiden, tendieren andere zu Durchfall. Es gibt aber auch Mischformen aus beidem. Hinzu kommen teilweise auch Völlegefühl und Blähungen“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.
Betroffene brauchen viel Geduld
Der Weg bis zur endgültigen Diagnose ist häufig sehr lang. „RDS ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass Ärzte weder in der individuellen Krankengeschichte, noch in den Ergebnissen von Blutbildern, bildgebenden Verfahren oder in der körperlichen Untersuchung Hinweise auf eine andere Erkrankung finden konnten. Untersuchungen schließen andere mögliche Ursachen aus, die dann gezielt behandelt würden“, so Marschall. Als Ursachen von RDS werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, etwa eine erbliche Veranlagung, eine Störung der Darmmuskulatur oder auch Entzündungen in der Darmwand. Verstärkt werden die Beschwerden häufig auch durch psychische Belastungen und Stress. Um ihren individuellen Krankheitsauslöser und Stressfaktoren herauszufinden, brauchen Betroffene viel Geduld. Auf der Suche danach kann ihnen ein Tagebuch helfen, in dem sie Informationen über ihre Mahlzeiten, sportliche Aktivitäten und ihre Belastungen sowie Stressempfindungen notieren. Häufig kann man auf diese Weise ein Muster erkennen. „Betroffene sollten feststellen, was sie vertragen, und was ihnen weniger guttut. In einigen Fällen kann eine entsprechende Reizdarm-Suchdiät, die von einem Fachmann begleitet wird, zu wertvollen Erkenntnissen führen, auch wenn sie einige Monate andauert“, so Marschall.
Unterschiedliche Behandlungsansätze
Patienten, die eher unter einer Verstopfung leiden, hilft oft viel Trinken und eine ballaststoffreiche Ernährung. Sinnvoll kann die Einnahme von sogenannten Flohsamenschalen aus der Apotheke sein. Manche Betroffene vertragen mehrere kleine, über den Tag verteilte Mahlzeiten besser als zwei oder drei üppige Gerichte. Da Stress den Verlauf der Erkrankung negativ beeinflusst, sollten Patienten möglichst regelmäßige Ruhepausen in ihrem Alltag einlegen. Das Erlernen von Entspannungstechniken und psychologischen Verfahren zur Stressbewältigung kann den Beschwerden vorbeugen, ausreichend Schlaf und Bewegung sind ebenfalls sinnvoll. Medikamentös stehen verschiedene Präparate zur Verfügung. Je nach Beschwerdebild können krampflösende Mittel, Medikamente gegen Durchfall oder Verstopfung helfen, die Beschwerden zu lindern. Allerdings sollte man die Vor- und Nachteile beim Einsatz von Arzneimitteln immer gut abwägen, denn die Präparate haben häufig auch Nebenwirkungen.