Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer:
Medizinisch ist die Nosophobie eine Untergruppe der Hypochondrischen Störungen mit der ICD 10-Codierung F45.2. Sie ist eine ernstzunehmende Angststörung, denn die Gedanken der Betroffenen kreisen ständig um die Sorge, ernsthaft krank zu werden oder bereits krank zu sein, obwohl es medizinisch keine Belege oder Anhaltspunkte dafür gibt. Die sogenannten Nosophobiker beschäftigen sich ständig mit ihrem Körper, weil sie davon ausgehen, dass die Ärzte ihre fortschreitende Krankheit oder Krankheiten nicht erkennen. Sie versuchen aus Sorge vor einer Erkrankung so gesund wie möglich zu leben und versuchen alles, was sie krankmachen könnte, zu meiden. Dabei wissen sie in der Regel, dass es keinen rationalen Anlass für ihre Sorge gibt, denn sie leiden nicht unter Wahnvorstellungen. Dennoch schaffen sie es nicht, diese Ängste abzustellen. Helfen kann bei gesicherter Diagnose häufig eine Psychotherapie, beispielsweise eine kognitive Verhaltenstherapie. In dieser werden Möglichkeiten gesucht, die vermeintlichen Krankheitssymptome nicht über zu bewerten und die Möglichkeit für alternative Ursachen zuzulassen.