„Ich habe Kopfweh“ hören Eltern mittlerweile immer häufiger von ihren Kindern. Die entsprechenden Zahlen dazu sind alarmierend. Studien und Befragungen haben ergeben, dass etwa 40 Prozent aller Schüler mindestens einmal pro Woche unter Kopfschmerzen leiden. Neben der Einnahme von Schmerzmitteln gibt es auch alternative Therapieansätze, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin und Schmerztherapeutin bei der Barmer.
Kopfschmerzen gehören zum Leben dazu, beispielsweise als Begleiterscheinung einer Erkältung. Treten sie allerdings häufig auf, sollte ein Arzt die Ursachen klären, denn Kopfschmerzen können die Lebensqualität erheblich einschränken. Bei Kindern kann das auch zur Folge haben, dass die schulischen Leistungen nachlassen, oder Freunde mit Unverständnis reagieren, wenn beispielsweise Verabredungen häufiger abgesagt werden. Unter den verschiedenen Kopfschmerzformen sind Migräne und Spannungskopfschmerz besonders weit verbreitet. Sie unterscheiden sich vor allem beim zeitlichen Auftreten der Schmerzen voneinander. „Bei einer Migräne kommt es meist in den frühen Morgenstunden zu starken Schmerzattacken, Spannungskopfschmerzen machen sich eher im Laufe des Tages bemerkbar. Anhand eines ausgefüllten Kopfschmerzkalenders und einer ausführlichen Patientenbefragung kann der behandelnde Arzt feststellen, um welche Art von Kopfschmerz es sich bei dem Nachwuchs handelt“, so Marschall.
Es müssen nicht immer Schmerzmittel sein
Im Kampf gegen Kopfschmerzen nehmen bereits Kinder ein Schmerzmittel ein. Doch das ist nicht immer nötig und kann sogar genau den gegenteiligen Effekt auslösen. Studien haben gezeigt, dass die Kopfschmerzen sich durch die häufige Einnahme von bestimmten Schmerzmitteln verstärken können. Dadurch entsteht ein Teufelskreislauf aus Schmerzen und Medikamenteneinnahme. Marschall rät, sich nicht allein auf Schmerzmittel zu verlassen und stattdessen schon vorbeugend zu handeln, damit es möglichst gar nicht zu einer Schmerzattacke kommt. Die Expertin setzt auf den sogenannten multimodalen Therapieansatz, der die medikamentöse, physikalische und psychologische Betreuung umfasst. Bei vielen betroffenen Kindern wirken vorbeugend verschiedene nicht-medikamentöse Maßnahmen, die beispielsweise auf Veränderungen im Lebensstil und im täglichen Verhalten abzielen. „Viele Kinder mit Spannungskopfschmerz stehen unter großem Druck. Für diese Patienten eignet sich oft Ausdauersport als Ausgleich. Auch das Erlernen von verschiedenen Entspannungstechniken oder Techniken zur Stressbewältigung kann sehr hilfreich sein. Muskuläre Verspannungen sind bei Kindern mit Spannungskopfschmerz häufig, hier kann eine gezielte Physiotherapie vorbeugend wirken. Mithilfe dieser Methoden kann man die Zahl der Kopfschmerzepisoden deutlich verringern“, rät Marschall.