Was tun in einem medizinischen Notfall? Und was ist das überhaupt? Die Barmer erklärt, wann es sich um einen medizinischen Notfall handelt und was selbst medizinische Laien tun können, damit Betroffenen schnell geholfen wird.
Manche Situationen bringen Menschen an ihre Grenzen. Medizinische Notfälle gehören zweifellos dazu, wie zum Beispiel ein Unfall im Straßenverkehr oder während der Arbeit, plötzliche massive Beschwerden oder im Extremfall auch persönliche Lebenskrisen. So schwerwiegend daraus resultierende Gesundheitsprobleme sind, so unsicher sind viele auch, was zu tun ist. „Notsituationen sind sowohl für die Betroffenen als auch für die Helfenden extrem belastend. Aber auch ohne Medizinstudium oder eine Ausbildung als Krankenschwester oder Rettungssanitäter kann man die richtigen Entscheidungen treffen und wirkungsvoll helfen“, sagt Dr. Ursula Marschall. Die leitende Medizinerin der Barmer will vor allem medizinischen Laien Unsicherheit und Ängste nehmen. „Das Wichtigste ist, überhaupt zu helfen!“
Lebensgefahr ist immer ein Notfall für die 112
Ein Notfall liegt laut Marschall immer dann vor, wenn offensichtlich Lebensgefahr besteht oder dauerhafte schwere Schäden zu befürchten sind. „Beispiele für Notfälle sind Bewusstlosigkeit oder Bewusstseinstrübungen, schwere Atemnot, starke Schmerzen in der Brust oder Herzbeschwerden, starke Blutungen, die sich nicht stillen lassen. Das gleiche gilt für Unfälle, wenn schwere Verletzungen zu befürchten oder mehrere Personen betroffen sind, oder bei Unfällen mit Strom und bei Vergiftungen“, so Marschall. Zu den medizinischen Notfällen zählen außerdem Krampfanfälle oder plötzliche sehr starke Schmerzen. In allen diesen Situationen ist es das Beste, sofort die 112 anzurufen, damit den Betroffenen schnellstmöglich geholfen werden kann. Bis die professionelle Hilfe eintrifft, können Ersthelfer mit lebensrettenden Maßnahmen Zeit gewinnen. Je nach Situation kann das zum Beispiel die stabile Seitenlage, Beatmung oder Herzdruckmassage sein. Marschall empfiehlt denn auch, zumindest alle paar Jahre einmal das persönliche Wissen über Erste Hilfe über Notfälle aufzufrischen. „Außerdem gibt es mittlerweile Smartphone-Apps, die zumindest eine erste Orientierung für den Notfall bieten. Einen Erste-Hilfe-Kurs oder medizinische Hilfe ersetzen sie aber nicht“, so Marschall. Wer in einem Notfall die 112 wählt, muss möglichst genau einige Fragen beantworten. Wo der Notfall passiert ist, was geschehen ist und wie viele Personen betroffen sind, sind dabei die wichtigsten. „Auch, wenn es schwerfällt, sollte man versuchen, die Fragen ruhig und verständlich zu beantworten, damit die professionellen Helfer schnell vor Ort sein können“, rät Marschall.
Was tun bei gesundheitlichen Beschwerden?
Zum Glück ist bei weitem nicht jedes gesundheitliche Problem ein medizinischer Notfall, weiß Marschall. „Auch nachts, an Wochenenden oder Feiertagen kann man bei gesundheitlichen Beschwerden gute medizinische Hilfe bekommen. Und das ist nicht nur die Notaufnahme im Krankenhaus“, betont die Medizinerin. In der Woche sollte dabei tagsüber immer zunächst der Hausarzt oder die Hausärztin die erste Anlaufstelle sein. Abends, an Wochenenden und Feiertagen bietet der Kassenärztliche Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen Rufnummer 116 117 Beratung und, falls nötig, auch den Besuch eines Bereitschaftsarztes zuhause. Akute Bauch- oder Rückenschmerzen, anhaltende Brechdurchfälle, Erkältungen mit Fieber über 39 Grad Celsius oder auch starke Hals- und Ohrenschmerzen bedürfen zwar medizinischer Hilfe, echte Notfälle sind sie aber nicht.
Auch Terminengpässe in der Haus- oder Facharztpraxis sind kein Grund, die Notfallrettung zu alarmieren.