Mit den wärmeren Temperaturen steht für alle wieder ein Schuhwechsel an. Vor allem bei Kindern reicht das Modell aus dem letzten Frühling nicht mehr aus, weil sie in den vergangenen Monaten meist einen starken Wachstumsschub hatten. Das zeigt sich natürlich auch in der Größe der Füße. Einen passenden Schuh zu finden, fällt Eltern von kleineren Kindern oft nicht leicht, ist aber wichtig, um gravierende gesundheitliche Spätfolgen zu vermeiden. Dr.-Doktor Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer, gibt Tipps für den Schuhkauf.
Der neue Schuh soll vor allem dem Wetter und dem zukünftigen Zweck angepasst sein. Aus medizinischer Sicht sollten Schuhe den Kindern in erster Linie den Halt geben, den sie zum Toben, Klettern und Rennen benötigen. Gleichzeitig dürfen sie aber auch nicht zu klein sein, um den Fuß nicht einzuengen und das Wachstum zu beeinträchtigen. Bei Kindern und Jugendlichen spielen Farbe und Design allerdings oft eine größere Rolle als die richtige Passform und der Tragekomfort. „Kinder, die dauerhaft zu kleine Schuhe tragen, können später unter einer veränderten Zehenstellung und schmerzhaften Gelenkentzündungen leiden. Es kann auch zu Durchblutungsstörungen, krankhaften Gelenkveränderungen bis hin zu Entzündungen und Verkürzungen der Fußmuskulatur kommen“, warnt Petzold.
Schuhgröße meist nicht aussagekräftig
Das größte Problem beim Kauf ergibt sich aus der Tatsache, dass auf die angegebenen Schuhgrößen meist kein Verlass ist, denn sie sind in Europa nicht genormt. „97 Prozent der europäischen Schuhe fallen kürzer aus als die angegebene Größe aussagt, teilweise um bis zu zwei Nummern. Schuhe mit der gleichen Größenangabe haben also sehr unterschiedliche Innenlängen“, so die Expertin. Es reicht daher nicht aus, den Fuß zu vermessen, und die berechnete Schuhgröße zu kaufen. Vielmehr müssen sowohl die Füße als auch der infrage kommende Schuh vermessen und beides miteinander in Einklang gebracht werden. „Ein gutes Fachgeschäft misst nicht nur den Fuß des Kindes aus, sondern achtet auch auf die Passform in der Fußbreite und der Höhe des Spanns“, meint Petzold. Wer auf eigene Faust Schuhe für den Nachwuchs kaufen will, sollte zu Hause eine Pappschablone der Füße herstellen. Dabei ist es wichtig, dass der Stift senkrecht zur Pappe geführt wird. Anschließend 12 bis 17 Millimeter am längsten Zeh hinzufügen. Die ausgeschnittene Pappschablone sollte dann ohne Rutschen und Schieben in den Schuh passen und sich auch nicht nach oben wölben. Auch eine herausnehmbare Innensohle gibt eine gute Orientierung über die Passform. Allerdings kann sie nicht die dreidimensionale Form des Fußes abbilden. Die exakte Passform des Schuhs sollten Eltern daher immer im angezogenen Zustand überprüfen. Für die Daumenprobe rät Petzold, dass die Kinder den großen Zeh nach oben gegen den Schuh drücken, denn aus Reflex ziehen sie beim Druck auf die Schuhkappe die Zehen häufig ein. Eine zuverlässige Aussage über die Passform ist so nicht mehr möglich. Die Anprobe sollte immer im Stehen mit Gewichtsverlagerung auf den Fuß, der geprüft werden soll, erfolgen. Günstig ist eine Anprobe in der zweiten Tageshälfte, weil die Füße dann etwas geschwollen sind und das entsprechend berücksichtigt werden kann.