Keuchhusten, von Medizinern auch Pertussis genannt, gilt als klassische Kinderkrankheit, allerdings erkranken zunehmend auch Erwachsene daran.
Zwei Drittel aller Pertussis-Fälle treten laut Robert Koch-Institut bei Menschen über 19 Jahren auf, durchschnittlich sind die Erkrankten zwischen 35 und 42 Jahre alt. Grund dafür sind vor allem Impflücken im Erwachsenenalter, denn ein Impfschutz gegen Keuchhusten besteht nur etwa zehn Jahre und muss regelmäßig aufgefrischt werden. Die Impfung gegen die langwierige und vor allem für Babys gefährliche und hochansteckende Infektionskrankheit wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten auch für Erwachsene im Rahmen der Schutzimpfung gegen Tetanus und Diphtherie.
Die Ansteckung mit Keuchhusten erfolgt über Tröpfcheninfektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis. „Je nach Alter des Betroffenen kann Pertussis unterschiedlich verlaufen, wodurch die Diagnose oft erschwert ist. Bis zur Therapie können daher ein oder zwei Wochen verstreichen. In dieser Zeit ist die Erkrankung besonders ansteckend, und das ist vor allem für die Kleinsten sehr gefährlich und kann sogar tödlich enden“, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. Erwachsene und Jugendliche leiden über mehrere Wochen unter hartnäckigem, nicht abklingendem Husten, zu Beginn manchmal begleitet von grippeähnlichen Symptomen wie Schnupfen, leichtem Fieber und Schlappheit. Auch Rippen- und Leistenbrüche, Schäden am Gehirn und Mittelohrentzündung können auftreten. Kinder zeigen meist starke Hustenanfälle mit nachfolgendem keuchendem Einatmen und teilweise Erbrechen von zähem Schleim über mehrere Wochen. Bei Säuglingen beobachtet man diese typischen Symptome selten, stattdessen kommt es bei ihnen häufig zu Atemstillständen und schwerwiegenden Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder Krampfanfällen. Für sie besteht in diesem Alter Lebensgefahr.
Impfen ist der beste Schutz
Säuglinge können erst ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat geimpft werden und sind daher zunächst völlig ungeschützt. „Die meisten Krankenhauseinweisungen mit der Diagnose Pertussis und auch die meisten Todesfälle treten bei ungeimpften Säuglingen unter sechs Monaten auf. Für sie besteht der beste Schutz darin, dass ihr enges Umfeld wie die Eltern, Geschwister und auch Großeltern gegen Keuchhusten geimpft ist“, erklärt Günther. Allerdings weist im Schnitt nur jeder fünfte Erwachsene den entsprechenden Impfschutz auf, unter jungen Eltern sind es etwa 30 Prozent. Die Impfung muss im Verlauf des Lebens mehrfach durchgeführt werden, weil der Impfschutz nicht lebenslang bestehen bleibt. Kinder sollten im Säuglings- und Kleinkindalter grundimmunisiert werden, die erste Auffrischung erfolgt im Vorschulalter, die nächste dann in der Schulzeit mit etwa neun bis 17 Jahren und als Erwachsene im Rahmen der Tetanus- und Diphterieimpfung.
Keuchhusten in Zahlen:
Die Zahl der Pertussis-Erkrankten ist seit Einführung der bundesweiten Meldepflicht 2013 kontinuierlich gestiegen. Waren es zu Beginn 12.600 Patienten pro Jahr, stieg die Zahl 2015 schon auf rund 14.000 und mündete 2016 in dem bislang höchsten Stand mit über 22.000 Fällen. Die Zunahme scheint mit der besseren Erfassung, aber auch mit einer Erkrankungswelle zusammenzuhängen, glauben Wissenschaftler.