Sobald sich der Sommer verabschiedet, können viele Allergiker wieder aufatmen. Denn im Herbst legt sich der Pollenflug und für die meisten Heuschnupfen-Geplagten beginnt eine Phase der Ruhepause. Diese Zeit sollten sie aber nicht nur zum Durchatmen nutzen, sondern auch, um eine Hyposensibilisierung zu beginnen, meint Dr. Utta Petzold, Allergologin bei der Barmer GEK.
Was genau ist eine Hyposensibilisierung?
Die sogenannte Hyposensibilisierung, auch als Desensibilisierung oder spezifische Immuntherapie (SIT) bekannt, ist die einzige Arzneimitteltherapie, die statt der Symptome die Ursachen einer Allergie behandelt. Dabei wird dem Allergiker in langsam größer werdenden Abständen (anfangs wöchentlich, später monatlich) das Allergen in kleinen, stetig steigenden Mengen verabreicht – entweder in Form von Tropfen, Tabletten oder Injektionen. Auf diese Weise soll sich der Körper Schritt für Schritt an das Allergen gewöhnen, um später deutlich weniger oder im Idealfall gar nicht mehr darauf zu reagieren.
Wie wirksam ist diese Therapie?
Die meisten Patienten haben nach einer erfolgreichen Hyposensibilisierung kaum noch oder keine Beschwerden mehr. In vielen Fällen verhindert sie, dass sich die Allergie verschlechtert oder dass durch einen sogenannten Etagenwechsel aus einem Heuschnupfen allergisches Asthma wird. Die WHO hat bereits in einem Positionspapier aus dem Jahr 1997 die Hyposensibilisierung als die wirksamste Behandlungsmethode in der Allergologie bewertet. Inzwischen gibt es auch eine Leitlinie zur spezifischen Immuntherapie. Sie listet die verfügbaren Präparate zur Hyposensibilisierung und die vorhandenen Studien auf – ein guter Überblick zur aktuellen Datenlage.
Wie lange dauert eine Hyposensibilisierung?
In der Regel erstreckt sich eine Hyposensibilisierung über drei Jahre. Eine Ausnahme bildet die Insektengiftallergie, bei der in seltenen Fällen eine lebenslange Immuntherapie notwendig sein kann. Eine Sonderform der Hyposensibilisierung ist die präsaisonale Immuntherapie. Bei dieser Therapieform wird in wenigen Wochen vor Beginn der Blühphase ein spezieller Impfstoff verabreicht. Diese Therapie eignet sich für Allergiker, die sich erst kurz vor der Pollensaison für eine Behandlung entscheiden. Aber auch diese Variante muss in mindestens drei aufeinanderfolgenden Jahren durchgeführt werden, um den gewünschten Erfolg erzielen zu können.
Wann sollte man eine Hyposensibilisierung beginnen?
Der günstigste Zeitpunkt für eine Hyposensibilisierung ist während der beschwerdefreien Zeit. Dann kann die Gewöhnung an das Allergen mit einem Präparat begonnen werden, welches zuvor entsprechend der Ergebnisse eines Allergietestes ausgewählt wurde. Da die Hyposensibilisierung in der Regel bei fieberhaften Infekten ausgesetzt wird, dauert die Hyposensibilisierung während der Wintermonate oft länger, weil bereits eine schwere Erkältung den Fortschritt bei der Allergengabe verzögern kann. Da die Haselblüte bereits Ende Januar beginnt, sollte die Hyposensibilisierung gegen Frühblüher-Pollen spätestens im Herbst starten.
Ist die Hyposensibilisierung für jeden geeignet?
Eine Behandlung ist nicht uneingeschränkt möglich. Als Ausschlusskriterien gelten vor allem Nieren- oder Herz-Kreislaufkrankheiten, schwere Autoimmunerkrankungen, unkontrolliertes Asthma sowie eine bestehende Schwangerschaft vor Beginn der Hyposensibilisierung, da im Falle einer überschießenden allergischen Reaktion der Fötus Schaden nehmen kann. Wird eine Hyposensibilisierung bereits gut vertragen, kann sie auch fortgesetzt werden, wenn die Patientin während der Behandlung schwanger wird. Kinder unter fünf Jahren sollten noch nicht hyposensibilisiert werden.
Welcher Arzt führt die Behandlung durch?
Bereits die Allergietestung erfordert viel Erfahrung in der Auswertung der Testergebnisse zusammen mit den Angaben des Patienten. Denn nur mit der richtigen Interpretation kann der passende Impfstoff ausgewählt werden. Außerdem kann es bei der Hyposensibilisierung in seltenen Fällen zu unerwünschten Reaktionen kommen. Aus diesen Gründen sollte ein Facharzt, also ein Allergologe, Diagnostik und Therapie durchführen.
Wer übernimmt die Kosten?
Die Behandlungskosten werden von den Krankenkassen übernommen.