Einen Erste Hilfe-Kurs muss in Deutschland jeder absolvieren, der einen Führerschein macht. Trotzdem ist es für viele eine Albtraum-Vorstellung, tatsächlich als Erster an einem Unfallort einzutreffen. Dabei ist es immer besser, mit den Erste Hilfe-Maßnahmen zu beginnen, als untätig zu bleiben. Zudem sollte man immer den Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 anfordern.
Was ist zu tun bei Verdacht auf einen Herzinfarkt, Vergiftungen oder Bewusstlosigkeit? Auch wenn man schon einmal einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht hat, herrscht oft eine große Verunsicherung bei diesem Thema. Verschiedenen Umfragen zufolge können nur zwei von drei Deutschen richtig Erste Hilfe leisten. Dabei ist es gar nicht mal die mangelnde Hilfsbereitschaft, die zu dieser schlechten Quote führt. Vielmehr haben die Menschen Sorge, am Unfallort etwas falsch zu machen und sind ratlos, was in der Hektik eines Notfalles zu tun ist. Das sei zwar verständlich, aber unnötig, meint Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer und selbst erfahrene Notärztin. „Bei aller Angst, Fehler zu machen, ist eines am schlimmsten: nichts zu tun! Stattdessen sollten die Helfer einen kühlen Kopf bewahren. Und das ist mit regelmäßiger Übung auch möglich.“ Was so selbstverständlich klingt, kommt jedoch oft zu kurz. Wichtig ist es, die Erste Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen. Zahlreiche Rettungsnotdienste bieten dazu Kurse an. Hier werden nicht nur die Wissenslücken geschlossen, sondern mithilfe von Puppen auch die praktischen Übungen trainiert. Das ist deshalb so wichtig, da es dabei helfen kann, Ängste und Unsicherheiten abzubauen. Experten raten, die Kurse spätestens alle zwei Jahre zu wiederholen.
Im Notfall kühlen Kopf bewahren und 112 rufen
Kommt es dann tatsächlich zum Notfall, gilt es, zunächst die Unfallstelle abzusichern. Die Verletzten sollten nicht allein gelassen werden. Ist jemand bewusstlos bei gleichzeitigem Herz-Kreislaufstillstand, sollte zudem unverzüglich mit der sogenannten Reanimation, also Wiederbelebung, begonnen werden. Dazu gibt es drei einfache Regeln: prüfen, rufen und drücken. „Zunächst wird geprüft, ob die Person noch reagiert, und beobachtet, ob sie noch atmet. Als zweites ruft man den Rettungsdienst unter der 112. Bis zum Eintreffen des Notarztes muss dann drittens mit der Wiederbelebung begonnen werden. Dazu wird der Brustkorb des Patienten idealerweise in einem Takt von 100 Mal pro Minute etwa fünf Zentimeter tief gedrückt“, so Marschall.
Stabile Seitenlage, Vergiftungen und Blutungen
Ist jemand bewusstlos, atmet aber noch, sollte er in die sogenannte stabile Seitenlage gebracht werden. Auch dies kann man in den Erste Hilfe-Kursen ausführlich üben. Wichtig ist dabei, dass der Kopf leicht überstreckt nach hinten gelegt wird, so bleiben die Atemwege frei. Der Kopf wird mit der oberen Hand, die unter die Wange gelegt wird, fixiert. Das obere Bein wird in Hüfte und Knie abgewinkelt. Blutet der Verletzte am Rumpf, Kopf, Bein oder Arm, wird ein steriles Tuch dagegen gepresst. Einen Druckverband legt man an, indem die Wunde mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt wird. Zum Fixieren zwei- bis dreimal mit einer Binde umwickeln. Ein zweites, ungeöffnetes Verbandpäckchen aus dem Erste-Hilfe-Set wird als Druckpolster aufgelegt und mit der restlichen Binde fixiert. Dabei sollte man allerdings nicht zu kräftig binden, denn sonst können die Gliedmaßen blau anlaufen. Bei dem Verdacht auf Vergiftungen kann man neben dem Notarzt auch den Giftnotruf anrufen. Hier erhält man spezielle Anweisungen, was im Falle einer Vergiftung zu tun ist.
Wichtige Infos für die 112:
- Wo hat sich der Notfall ereignet?
- Was ist passiert?
- Wie viele Personen sind betroffen?
- Welche Verletzungen liegen vor?
- Unbedingt Rückfragen abwarten und nicht gleich auflegen!