In Deutschland leiden knapp sieben Millionen Menschen an Diabetes Typ 2. Die Volkskrankheit ist häufig nicht nur erblich veranlagt, sondern wird auch durch Übergewicht und zu wenig Bewegung ausgelöst, weil das die Insulinresistenz fördert. Deshalb ist es für Menschen mit Diabetes mellitus besonders wichtig, regelmäßig Sport zu treiben, sofern deren Gesundheitszustand das zulässt. Sport ist sogar wesentlicher Bestandteil der Therapie. Dabei haben sich die Empfehlungen für das Training in den letzten Jahren grundlegend geändert. „Früher hieß es, Patienten mit Diabetes mellitus sollten ihre Ausdauer, Ausdauer und nochmal Ausdauer trainieren. Das gilt inzwischen als überholt. Heute absolviert man möglichst eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport“, sagt Klaus Möhlendick, Sportwissenschaftler bei der Barmer.
Regelmäßig sportlich aktiv sein
Sport kann bei Patienten mit Typ 2-Diabetes nicht nur akut den Blutzuckerspiegel senken, sondern auch die Insulinempfindlichkeit der Zellen verbessern. Da dieser Effekt nach 48 Stunden wieder nachlässt, ist es wichtig, regelmäßig Sport zu machen. „Am besten treibt man bei Diabetes mellitus pro Woche mindestens 150 Minuten Ausdauersport und verteilt diesen auf drei bis fünf Tage. Kraftsport gehört alle drei Tage ins Programm und sollte alle großen Muskelgruppen einbeziehen“, sagt Möhlendick. Allerdings solle man vorher unbedingt zum Arzt gehen, der einen Check-up mit Belastungs-EKG mache und zum Beispiel die Gelenke untersuche. „Am besten bespricht man mit dem Arzt, welche Sportart man gerne treiben möchte, um zusammen das richtige Maß zu finden“, rät der Sportwissenschaftler. Wer sich für ein Training im Fitness-Studio entschieden hat, sollte auf ein Qualitätssiegel der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Zusammenarbeit mit diabetesDE und dem TÜV Rheinland achten. Diese Siegel-Angebote sind ausgezeichnet worden, weil sie eine seriöse medizinische Betreuung von Diabetikern gewährleisten.
Sport kann Insulintherapie hinausschieben
„Wer sich langsam an das richtige Pensum herantastet und seine Grenzen kennt, kann mit Kraft- und Ausdauersport den Verlauf von Diabetes Typ 2 sehr positiv beeinflussen“, sagt Möhlendick. Kraftsport baue das für die Erkrankung mitverantwortliche Bauchfett ab und könne den langfristigen Blutzuckerwert HbA 1c geringfügig absenken. Das Ausdauertraining reduziere den Blutzucker noch stärker, und zwar um bis zu 0,7 Prozent. Das entspreche in etwa der Wirkung einer medikamentösen Diabetestherapie. „Unter Umständen benötigten Typ-2-Diabetiker dank regelmäßigem Sport weniger Medikamente, und eine Therapie mit Insulin lässt sich aufschieben“, sagt Möhlendick.
Anders als beim Alters-Diabetes Typ 2 sind die Typ-1-Diabetiker lebenslang auf die Insulintherapie angewiesen. Es betrifft vor allem junge Menschen und auch Kinder. Daher ist hier vor allem das Ziel, ein möglichst normales Leben mit der Krankheit zu führen. Zum Leben von Jugendlichen gehören Bewegung und Sport auf jeden Fall dazu, daher stehe diese auch für Typ-1-Diabetiker auf dem Programm. Hier ist das Ziel vor allem, Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorzubeugen.