Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer:
Den Tipp, sich aus Schutz vor einer Erkältung bei kalten Temperaturen warm anzuziehen, hat sicher jeder schon mal gehört. Dass es einen Zusammenhang zwischen kühlen Außentemperaturen und der Entstehung von Schnupfen und Co. gibt, haben schon unsere Eltern und Großeltern geahnt. Tatsächlich ist die Entstehung einer Erkältung aber ein Resultat aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, und nicht durch Kälte allein. Denn bei einer Erkältung handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die vor allem durch sogenannte Rhinoviren verursacht wird. Verschiedene Faktoren begünstigen dann eine Erkältung, wenn die Viren sich einmal im Organismus angesiedelt haben.
Neben Faktoren wie trockene Luft in beheizten Räumen wird schon lange vermutet, dass sich die Blutgefäße der Nase, in der die Viren sitzen, bei Kälte zusammenziehen und die Schleimhaut verengen. Dadurch wird die Immunabwehr beeinträchtigt. Eine amerikanische Studie zeigte vor ein paar Jahren außerdem, dass Kälte einen direkten Einfluss auf die Immunabwehr hat. Die Forscher konnten an Zellkulturen von Mäusen nachweisen, dass sich bei einer Temperatur von 33 Grad Celsius die Viren leichter vermehren konnten als bei 37 Grad. Zurückgeführt wird dieser Effekt nicht direkt auf die kühlen Bedingungen, sondern vielmehr auf die verringerte Fähigkeit der Immunabwehr, die Eindringlinge zu bekämpfen. Inwieweit die Ergebnisse aber auf den Menschen übertragbar sind, müssen weitere Studien erst noch zeigen.