Cyber-Mobbing greift unter jungen Leuten weiter um sich. Doch gegen Mobbing im Netz kann man etwas tun, als Betroffene ebenso wie als Eltern, Freunde oder Lehrer.
Cyber-Mobbing wird für junge Menschen in Deutschland zu einem immer größeren Problem. So zeigte die Sinus-Jugendstudie 2022/2023, dass junge Menschen in Deutschland im Jahr 2022 noch stärker von Cyber-Mobbing betroffen waren als ein Jahr zuvor. Jeder zweite Jugendliche hat im direkten Umfeld mitbekommen, dass jemand Ziel von Cyber-Mobbing war. Ein Jahr zuvor lag dieser Wert bei 43 Prozent. Selbst Opfer von Cyber-Mobbing waren 16 Prozent der Heranwachsenden, zwei Prozent mehr als im Jahr 2021. Für die Betroffenen ist Cyber-Mobbing ein echtes Problem. Denn anders als beim „klassischen“ Mobbing findet das Mobbing via Smartphone oder Laptop praktisch ohne zeitliche oder räumliche Grenzen statt. Opfer haben so keine Chance, ihren Bullies auszuweichen, also denen, die sie mobben. Cyber-Mobbing kann rund um die Uhr anhalten, funktioniert auch weit weg von Schulhof oder Nachhauseweg, und mitmachen kann im Grunde jeder.
Symptome für Cyber-Mobbing
Mobbingopfer reagieren mit typischen Symptomen. Etwa mit Angst, mit der Verweigerung der Schule, dem Wunsch nach Alleinsein oder Desinteresse an eigentlich liebgewonnenen Hobbys. Warum man zum Opfer von Cyber-Mobbing wird, kann viele Gründe haben. „Wir alle, ob Täter oder Opfer, sind auch Produkt unserer Erziehung, unseres Umfelds und dessen, was uns passiert. Oft werden die zu Tätern, die selbst Opfer von Mobbing waren. Sie suchen ein Ziel für die Wut und die Aggression, die sich bei ihnen angestaut hat“, erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Aber auch Neid, Gruppenzwang oder eine neue Dynamik in der Gruppe können Mobbingattacken auslösen.
Was tun, wenn man gemobbt wird?
Sind die Opfer von Cyber-Mobbing bei all dem wehrlos? „Nein“, sagt Jakob-Pannier. Sich erfolgreich gegen Cyber-Mobbing zu wehren, beginnt ihrer Meinung nach schon damit, nicht bei sich selber die Schuld dafür zu suchen, dass einen ein Bully aufs Korn nimmt. Leider reicht es manchmal schon, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein oder private Informationen zu großzügig geteilt zu haben. Der erste Tipp von Andrea Jakob-Pannier richtet sich deshalb an alle, die sich vor der Online-Mobbing-Attacke schützen wollen. „Ich empfehle ein gesundes Misstrauen und vorbeugende Skepsis. Wer Freundschaftsanfragen so gut wie möglich prüft, reduziert sein Risiko, an falsche Freunde zu geraten.“ Wer zur Zielscheibe eines digitalen Mobbings wird, sollte Ruhe bewahren und nicht auf die Attacke reagieren. So belastend die Situation auch ist, es ist allemal besser nicht in Panik zu verfallen, sondern sich Menschen anzuvertrauen, mit denen man gemeinsam gegen das Mobbing vorgehen kann. Nicht auf Angriffe zu reagieren hat den Vorteil, dass die Täter die erhoffte Bestätigung nicht bekommen. Stattdessen ist es besser, die Täter zu sperren, die Angriffe zu dokumentieren und mit Vertrauten zu sprechen. „Denn niemand ist allein und muss das Bullying mit sich selbst ausmachen“, betont Jakob-Pannier. Schwieriger ist es, peinliche Videos oder Fotos aus dem Internet löschen zu lassen. Hierfür muss man sich an den Betreiber der jeweiligen Plattform wenden.
Eltern können Sicherheit geben
Für Eltern cyber-gemobbter Jugendlicher hat die Psychologin den Rat, ihren Kindern vor allem Sicherheit und einen vertrauensvollen Umgang miteinander zu bieten. „Das Zuhause und die Familie sind am ehesten der sichere Hafen, den Mobbingopfer brauchen.“ Wichtig ist außerdem, miteinander zu reden und dabei Vorwürfe zu vermeiden. Stattdessen können Eltern selber aktiv werden und auf die Eltern der Täter zugehen. Wenn eine konstruktive Diskussion nicht gelingt, steht Betroffenen und deren Eltern auch der Weg zur Polizei offen. Denn Cyber-Mobbing ist zwar noch kein Straftatbestand in Deutschland, dennoch gibt es einige rechtliche Möglichkeiten zur Gegenwehr. Etwa verschiedene Paragrafen im Strafgesetzbuch oder rechtliche Hebel wie eine Unterlassungsklage oder eine Einstweilige Verfügung.
Hilfe in Netz – Hilfe und Tipps für Betroffene gibt es unter anderem bei: