Das Wartezimmer ist voll, die Wartezeit lang, der Beratungsbedarf von Patienten oft hoch. Doch viele Ärzte haben nicht die Zeit, die Patienten sich von ihnen wünschen, um alle Fragen aus dem Weg zu räumen. Um diese Diskrepanz zu überwinden, ist es sinnvoll, sich als Patient gut auf das Arztgespräch vorzubereiten.
Patienten, die nicht nur wegen einer einfachen Erkältung den Arzt aufsuchen, haben mitunter viele Fragen. Behandlungsabläufe können kompliziert sein, teilweise sind weitere Therapien durch Leistungserbringer oder auch das Aufsuchen eines Facharztes notwendig. Menschen, die an mehreren Erkrankungen leiden, müssen häufig verschiedene Medikamente einnehmen, zu denen der Arzt Informationen gibt. Auch eine anstehende Operation wirft viele Fragen auf, die im Gespräch geklärt werden müssen. Das alles in einem kurzen Gespräch zu klären, und die Informationen danach auch zu behalten, ist nicht immer leicht. „Vor allem ältere Patienten sind oft aufgeregt, wenn sie im Sprechzimmer des Arztes sitzen. Anderen Patienten fällt es mitunter schwer, sich auf das Arztgespräch zu konzentrieren, und die vielen Informationen in der kurzen Zeit auch aufzunehmen. Sie verstehen dann unter Umständen die Anweisungen des Arztes nicht, oder vergessen wichtige Hinweise“, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. Das kann Probleme nach sich ziehen, denn der Erfolg einer Therapie hängt maßgeblich von der Mitarbeit des Patienten ab.
Liste mit Fragen formulieren
Günther rät Patienten mit einem erhöhten Klärungsbedarf, sich die Fragen vor dem Arztbesuch in Ruhe zu Hause zu notieren. Auch ein Gespräch mit Angehörigen oder Freunden über das medizinische Problem kann helfen, die eigenen Gedanken zu ordnen und Fragen zu formulieren. „Viele Menschen stresst es, wenn sie wissen, dass ihr Gegenüber nicht viel Zeit hat. Eine Liste mit den Punkten, die man ansprechen möchte, gibt in dieser Situation Orientierung“, so Günther. Zur Vorbereitung auf den Termin sollte man möglichst alle wesentlichen Unterlagen zusammenstellen. Dazu gehören beispielsweise Röntgen- oder MRT-Bilder, bereits vorliegende Befunde oder Messwerte, die von anderen Fachärzten erhoben wurden. Auch über alle eingenommenen Arzneimittel sollte der Arzt informiert werden. „Wer verschiedene Arzneimittel einnimmt, verfügt möglicherweise über einen Medikamentenplan, den er dem Arzt vorzeigen kann. Auch über die Einnahme von rezeptfreien Präparaten oder Nahrungsergänzungsmitteln sollte Teil des Gesprächs sein, um mögliche Wechselwirkungen ausschließen zu können“, so die Expertin.
Wer die Möglichkeit hat, kann sich von einer Vertrauensperson zum Arzttermin begleiten zu lassen, denn vier Ohren hören mehr als zwei. Die Begleitung kann die Antworten des Arztes auch kurz notieren, damit man nichts vergisst, und durch Nachfragen unterstützen. Generell ermutigt Günther dazu, nachzufragen, sobald etwas unklar ist, und mit dem Arzt Unsicherheiten zu besprechen.