Medikamente und Alkohol vertragen sich nicht, das ist allgemein bekannt. Doch gilt die Vorsicht auch generell für rezeptfreie Medikamente? Und was passiert eigentlich, wenn man sich trotzdem ein Glas Wein gönnt? Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer, klärt auf.
„Die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten und Alkohol kann gesundheitliche Probleme unterschiedlichen Ausmaßes zur Folge haben. Die Auswirkungen hängen von verschiedenen Faktoren ab und sind daher nur schwer vorhersehbar“, so Günther. Geringe Alkoholmengen können bei einigen Wirkstoffen tolerabel sein, Betroffene sollten sich aber immer beim behandelnden Arzt oder beim Apotheker über relevante Wechselwirkungen informieren. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte bei gleichzeitiger Einnahme von Medikamenten auf Alkohol lieber ganz verzichten. Denn zum einen kann es zu einem verlangsamten Abbau beider Substanzen durch die Leber kommen, wodurch sich sowohl die Wirkung als auch die Nebenwirkungen verstärken können. Zum anderen kann schon bei geringen Mengen Alkohol die sogenannte Flush-Reaktion eintreten, die sich in Übelkeit, Schwitzen und Herzrasen äußert. Das kann beispielsweise bei gleichzeitiger Einnahme der Antibiotika Metronidazol oder Cotrimoxazol und Alkohol auftreten, weil dadurch das alkoholabbauende Enzymsystem in seiner Wirkung gehemmt wird.
„Es gibt Präparate, bei denen von Alkoholgenuss generell abgeraten wird, weil es zu starken gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen kommen kann. Bei Schlaf- oder Beruhigungsmitteln kann sich die auf das Zentralnervensystem dämpfende Wirkung des Alkohols noch verstärken. Die Kombination bewirkt im Extremfall sogar einen Atem- oder Herzstillstand“, erklärt Günther. Ähnliches gilt auch für Antidepressiva oder starke Schmerzmittel wie Morphin, da es schon nach kleinen Alkoholmengen zu gefährlicher Benommenheit und Konzentrationsstörungen kommen kann. Vorsicht geboten ist auch bei Metformin, das zur Behandlung von Diabetes eingesetzt wird. Gleichzeitiger Alkoholgenuss kann eine lebensgefährliche Übersäuerung des Blutes zur Folge haben. Weniger dramatisch ist der gelegentliche Konsum von Alkohol in moderaten Mengen bei der Einnahme von Vitamin-K-Antagonisten, die zur Vorbeugung oder Behandlung von Thrombosen eingesetzt werden. Allerdings ist auch hier eine Rücksprache mit dem Arzt sinnvoll, da bei diesen Präparaten die blutgerinnende Wirkung variieren kann.
Vorsicht auch bei rezeptfreien Präparaten
„Nicht steroidale Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure, besser bekannt als ASS, greifen die Magenschleimhaut an. Gelegentlicher Konsum von Alkohol in geringen Mengen ist möglich, allerdings kann es schneller und auch stärker zu einer Blutung der Magenschleimhaut kommen. Daher ist auch hier Vorsicht geboten“, so die Apothekerin. Bei Menschen mit einer geschädigten Leber sind die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol und gleichzeitiger Alkoholkonsum tabu, da sich die leberschädigenden Effekte verstärken. Wer an einer Allergie leidet und entsprechende Medikamente einnimmt, sollte ebenfalls vorsichtig im Umgang mit Alkohol sein. Wechselwirkungen von Antihistaminika der neuen Generation mit Alkohol sind zwar nicht unbedingt zu befürchten, können allerdings aufgrund von individuellen Unterschieden auch nicht völlig ausgeschlossen werden.