Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer:
Acetylsalicylsäure (ASS) ist eines der bekanntesten Medikamente der Welt, weil es in vielen medizinischen Bereichen angewendet wird. Die in ASS enthaltene Salicylsäure ist Bestandteil der Weidenrinde, die Menschen schon seit hunderten von Jahren bei verschiedenen Krankheitsbildern mit Schmerzen und Fieber einsetzen. Schon der griechische Arzt Hippokrates soll im Altertum ein Extrakt aus Weidenrinde genutzt haben, um Patienten mit Rheuma zu behandeln. Pharmazeutisch gehört ASS zu der Gruppe der Nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), zu denen auch Diclofenac und Paracetamol zählen. Neben seiner schmerzlindernden und fiebersenkenden Wirkung wird es heute auch zur Therapie von Entzündungen und zur Blutverdünnung eingesetzt. In geringer Dosierung kann es daher verabreicht werden, um entsprechend gefährdete Personen vor Schlaganfall oder Herzinfarkt zu schützen. Heutzutage erhält man ASS ohne Rezept ganz unkompliziert in der Apotheke, als Tablette oder auch Pulver. Doch der Weg von der Gewinnung der Salicylsäure aus Weidenrinde im Altertum bis hin zur Herstellung im Labor war lang: Erst 1897 wurde ASS in Wuppertal als Pulver synthetisiert, und ein Jahr später entstand die erste Tablette.