Der BARMER Pflegereport 2021 prognostiziert für Mecklenburg-Vorpommern eine sehr viel höhere Zahl an Pflegebedürftigen als bisher angenommen. Bis zum Jahr 2030 werden demnach hierzulande mindestens 24.000 Menschen mehr als erwartet Leistungen aus der Pflegeversicherung in Anspruch nehmen können. Grund dafür sind Effekte durch die jüngsten Pflegereformen, die in bisherigen Prognosen nicht berücksichtigt worden. Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER, warnt, dass der bereits bestehende Pflegenotstand sich enorm verschärfen wird, wenn nicht schleunigst entsprechende Gegenmaßnahmen getroffen werden:
Schon jetzt ist das System Pflege an der Grenze der Belastbarkeit: Ob Fachkräftemangel, Nachwuchsprobleme, steigende Kosten in Pflegeheimen oder stark belastete Angehörige, die Probleme sind vielfältig und wirkliche Lösungsansätze zeichnen sich kaum ab. Die Leidtragenden sind die Pflegekräfte ebenso wie zu Pflegende und ihre Familien.
Die Ergebnisse unseres aktuellen Pflegereports sind da wie Öl ins Feuer gießen: Denn laut Prognose im Report wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Mecklenburg-Vorpommern in den nächsten Jahren sehr viel höher liegen als bisher angenommen. Schon jetzt ist die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, im Nordosten die bundesweit höchste. Jede 15. Einwohnerin bzw. jeder 15. Einwohner hat aktuell einen Pflegegrad. In weniger als zehn Jahren wird es jede/ jeder 11. Bewohner/in sein!
Noch wird jeder Pflegebedürftige im Land versorgt, doch ist das vor diesem Hintergrund auch in ein paar Jahren noch zu schaffen? Um nicht missverstanden zu werden: Die Ausweitungen der Leistungen aus der Pflegeversicherung waren wichtig und richtig! Schon alleine, um die Schieflage zu beseitigen, dass viele an Demenz Erkrankte keinen Leistungsanspruch hatten. Dennoch müssen wir jetzt handeln, um auch künftig die Pflege aller, die sie benötigen, noch ermöglichen zu können.
Ein wichtiger Schritt dahin ist, die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern. Mit der Einführung des Tariflohns in der Pflege ab September ist bereits an einer wichtigen Stellschraube gedreht worden. Aber reicht das aus? Damit Pflegekräfte im Beruf bleiben und junge Menschen sich für die Pflege entscheiden, müssen vor allem die Arbeitsbedingungen besser und familienfreundlicher werden!
Aus vorherigen Studien wissen wir um die hohen Krankenstände in Pflegebetrieben. Belastungen dieser körperlich und psychisch enorm anstrengenden Arbeit müssen besser abgefedert werden. Gesundheitsförderung ist hier das A und O. Und nicht nur für die Pflegekräfte, sondern auch für die Pflegenden Angehörigen, die oftmals einer Doppelbelastung aus Berufsleben und Pflege eines Nahestehenden ausgesetzt sind. Sie sind ebenso wie die Pflegerinnen und Pfleger ein unverzichtbarer Pfeiler des Systems. Ihre Gesundheit muss in der Arbeitswelt immer wichtiger werden.
Generell muss in unserer immer älter werdenden Gesellschaft dem Thema Gesundheitsförderung eine zunehmende Bedeutung zukommen. Auch die Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz ist eine zentrale Stellgrößen. Es muss gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, allen Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ein aktives, selbstständiges und selbstbestimmtes Leben sowie Lebensqualität auch im Alter zu bewahren!