Ein älterer Mann hält die Hand seiner Frau

BARMER-Pflegereport – Zahl Pflegebedürftiger steigt stärker als angenommen

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Schwerin, 24. Februar 2022 – Der Pflegenotstand in Mecklenburg-Vorpommern wird nach neuesten Hochrechnungen im aktuellen BARMER Pflegereport brisanter als bisher angenommen. Bis zum Jahr 2030 sollen im Nordosten rund 1.000 Pflegekräfte mehr benötigt werden als derzeit prognostiziert. Dies sei darin begründet, dass es bis dann mit insgesamt 143.000 Pflegebedürftigen im Land 24.000 Betroffene mehr geben wird als bisher angenommen. „Die Analysen zeigen einen alarmierenden Zukunftstrend und die Zeit drängt. Bereits heute fehlen Pflegekräfte. Es müssen rasch die Weichen für eine verlässliche und qualitativ hochwertige Pflege gestellt werden“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern. Bisherige Prognosen der Zahl der Pflegebedürftigen und des benötigten Pflegepersonals hätten ausschließlich demografieabhängige Effekte berücksichtigt. Für die Analysen der BARMER wurden neben Lebenserwartung, Geburtenzahlen und Wanderungssalden, auch Effekte der jüngsten Pflegereformen hinzugezogen, die zu einer Leistungsausweitung und damit zu mehr Anspruchsberechtigten führen.

Mehr Nachwuchs für die Pflege gewinnen

Aus Sicht der BARMER muss der bereits bestehende Arbeitskräftemangel in der Pflege weiter entschlossen bekämpft werden. Im Fokus müsse dabei insbesondere die Ausbildung stehen. Mit der seit 2020 einheitlichen Pflegeausbildung und dem Wegfall des Schulgeldes seien bereits wichtige erste Schritte getan. „Es muss allerdings weiter gezielt für die Ausbildung in der Pflege geworben werden“, sagt BARMER-Landeschef Henning Kutzbach. Eine angemessene Bezahlung sei hier nur ein Schritt. Ebenso wichtig seien für den gesamten Pflegebereich bessere Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern.

Finanzielle Überforderung Pflegebedürftiger vermeiden

„Entscheidend ist auch, dass Pflege qualitativ hochwertig und gleichzeitig bezahlbar bleibt“, so Henning Kutzbach weiter. Ein wichtiger Baustein dabei sei, dass die Investitionskosten in Pflegeheimen übernommen werden. Bereits dadurch würde eine Entlastung bei den Eigenanteilen der Pflegebedürftigen erreicht werden. Denn bisher stellen die Pflegeheime die Investitionskosten in der Regel den Bewohnerinnen und Bewohnern in Rechnung. „Das führt nicht selten zur finanziellen Überforderung der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen. In Mecklenburg-Vorpommern haben viele Menschen dafür weder eine ausreichende Rente noch entsprechendes Vermögen“, sagt Henning Kutzbach. Das wiederum führe zu zusätzlichen Belastungen der Kommunen und Landkreise, die dann Sozialhilfe leisten müssen.

Bessere Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte

Für Sozialministerin Stefanie Drese gehören der demografische Wandel und die Pflege zu den wichtigsten und drängendsten politischen Themen in Deutschland. „Wir brauchen mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und stärkere Entlastungen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige“, sagt Drese. Die eingeleiteten Maßnahmen seien erste Schritte in die richtige Richtung. „Wir müssen deshalb eine ehrliche Diskussion über die Finanzierung aller wünschenswerten Maßnahmen führen. Der Eigenanteil muss derjenige sein, der fest und starr ist. Und der Teil, der über die Pflegekassen und Zuschüsse aus Bundes- und Landeshaushalten kommt, muss dynamisch sein. Deshalb brauchen wir eine Reform der Pflegeversicherung“, so Drese.

Pflegende Angehörige und deren Belange mitdenken

Entsprechend der laut BARMER Pflegereport steigenden Zahl an Pflegebedürftigen wird auch die Zahl der pflegenden Angehörigen anwachsen. Schätzungen zufolge werden rund drei Viertel der pflegebedürftigen Menschen von ihren Angehörigen versorgt. Deren Zahl liegt demnach in Mecklenburg-Vorpommern bereits jetzt bei über 80.000. Im Jahr 2030 werden laut Prognose mehr als 100.000 Menschen im Land, mit oder ohne Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst, von der Familie gepflegt werden. „Viele der pflegenden Angehörigen sind im erwerbsfähigen Alter. Diese Menschen sind ein unverzichtbarer Pfeiler des Pflegesystems. Sie müssen frühzeitig unterstützt, umfassend beraten und von überflüssiger Bürokratie entlastet werden. Unter dem Aspekt des allgemeinen Fachkräftemangels ist die Gesundheit pflegender Angehöriger auch in der Arbeitswelt ein wichtiges Thema“, so BARMER-Landeschef Kutzbach.

Gesund alt werden in Mecklenburg-Vorpommern

„Generell muss in unserer immer älter werdenden Gesellschaft dem Thema Gesundheitsförderung eine zunehmende Bedeutung zukommen“, betont Henning Kutzbach. Qualitätsgesicherte Angebote der Prävention, Gesundheitsförderung und die individuelle Gesundheitskompetenz seien zentrale Stellgrößen, um Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Es sei dementsprechend eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, allen Menschen in Mecklenburg-Vorpommern ein aktives, selbstständiges und selbstbestimmtes Leben sowie Lebensqualität auch im Alter zu bewahren. 

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