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bifg-Studie: Rettungsdienst gezielt einsetzen

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Der Rettungsdienst transportiert auch Patientinnen und Patienten mit eher leichteren Erkrankungen zur Behandlung ins Krankenhaus. Würden Rettungsmittel wie Krankentransportwagen oder Rettungswagen gezielter eingesetzt als bisher, könnten sowohl der Rettungsdienst als auch Krankenhäuser erheblich entlastet werden. Dies geht aus einer aktuell vom Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Karagiannidis veröffentlichten Studie hervor. Die Autorinnen und Autoren sehen großen Reformbedarf für das deutsche Gesundheitswesen, und geben Empfehlungen für notwendige Veränderungen im Bereich der Notfallversorgung und des Rettungsdienstes.

Berlin, 07.05.2024 – Im Rahmen der geplanten Weiterentwicklung der Krankenhausstrukturen plant das Bundesgesundheitsministerium, auch die rettungsdienstliche Versorgung zu reformieren. Hierzu hatte das BMG in den im Januar vorgelegten Eckpunkten zur Notfallversorgung ein gesondertes Eckpunktepapier in Aussicht gestellt, das aber noch auf sich warten lässt. 
Hinzu kommt, dass wichtige Grundlagen für eine gesetzliche Umsetzung fehlen, so etwa Daten zur Nutzung des Rettungsdienstes im Rahmen von Krankenhausaufnahmen. Eine aktuelle Analyse von Barmer-Daten zu zwei Millionen Krankenhausfällen liefert nun aufschlussreiche Ergebnisse über die in den letzten Jahren deutlich gestiegene Inanspruchnahme des Rettungsdienstes.

Zu häufige Inanspruchnahme des Rettungsdienstes

Das bifg hat in Zusammenarbeit mit Prof. Christian Karagiannidis von der Universität Witten/Herdecke eine umfassende Untersuchung von Krankenhausfällen und der Nutzung des Rettungsdienstes durchgeführt. Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass es Evidenz für ein erhebliches Potenzial zur Vermeidung der Inanspruchnahme des Rettungsdienstes gibt. 
Denn bei der Analyse der Daten wurde etwa deutlich, dass der Schweregrad von mehr als 30 Prozent der untersuchten Krankenhausfälle, bei denen ein Rettungsmittel zum Einsatz kam, niedrig bis moderat ausfällt. Auch blieben mehr als 15 Prozent der Fälle höchstens für einen Tag im Krankenhaus. Weiterhin zeigt sich, dass Rettungsmittel vor allem bei älteren Patientinnen und Patienten zwischen 80 und 90 Jahren zum Transport in das Krankenhaus genutzt werden.

Erheblicher Reformbedarf für Notfallversorgung und Rettungsdienst

Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie notwendig die Reform der Versorgung im Bereich der Notfallversorgung und speziell im Rettungsdienst ist: Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren könnte die Einrichtung von Integrierten Leitstellen, wie sie bereits von der durch das Bundesgesundheitsministerium eingesetzten Regierungskommission empfohlen wurden, für eine adäquate Zuordnung hilfesuchender Patientinnen und Patienten in die unterschiedlichen Versorgungsstrukturen sorgen. Dazu gehört neben dem Rettungsdienst auch der kassenärztliche Notdienst, der einen erheblichen Teil der Hilfesuchenden im Notfall versorgen kann.
Gleichzeitig müsse der starke Anreiz des deutschen DRG-Systems verringert werden, Patientinnen und Patienten aus den Notaufnahmen stationär aufzunehmen.

Für ältere und sehr alte Patientinnen und Patienten fehle es offenbar an ambulanten Versorgungsstrukturen, deshalb fordern die Autorinnen und Autoren eine Stärkung der ambulanten Versorgung etwa durch den Einsatz von Community Health Nurses. Weiterhin wird empfohlen, Notärztinnen und Notärzte in Zukunft in die Lage zu versetzen, eine Behandlung im Notfall vor Ort ohne Krankenhauseinweisung durchzuführen. 

Das vollständige ePaper können Sie hier lesen:
Inanspruchnahme des Rettungsdienstes im Kontext von Krankenhausaufnahmen

Dieses ePaper ist als englischsprachige Originalpublikation im Journal "Medizinische Klinik – Intensivmedizin und Notfallmedizin" erschienen.