Zuständigkeiten, Organisation und Finanzierung des Rettungsdienstes unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Entsprechend uneinheitlich sind Inanspruchnahme und Kosten des Rettungsdienstes in den Ländern, das zeigt eine aktuelle Studie des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Um die damit verbundenen organisatorischen und wirtschaftlichen Nachteile aufzulösen, muss der Rettungsdienst zügig neu geregelt werden – als Teil der aktuellen Notfallreform.
Berlin, 09.10.2024 – Heute wird sich der Deutsche Bundestag in 1. Lesung mit dem Entwurf für ein Notfallgesetz befassen, mit dem die Notfallversorgung neu geregelt werden soll. In dem Gesetzentwurf der Bundesregierung fehlt jedoch ein wesentlicher Bereich der Notfallversorgung, der Rettungsdienst. Bundesgesundheitsminister Lauterbach hatte angekündigt, den Rettungsdienst noch in das Reformgesetz aufzunehmen. Doch dazu wären der politische Wille und ein gemeinsames Vorgehen von Bund und Ländern notwendig, was bislang nicht erkennbar ist.
Einheitliche Regelung des Rettungsdienstes im Sozialgesetzbuch notwendig
Wie wichtig eine Reform der rettungsdienstlichen Versorgung ist, zeigt ein aktuelles Papier des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Der Analyse wurden rund 1,4 Millionen Rettungsdienstfälle mit Personentransport von Barmer-Versicherten aus dem Jahr 2022 zugrunde gelegt. Dabei zeigen sich die Heterogenität des Systems sowie die Notwendigkeit bundesweit einheitlicher Regelungen und Standards für den Rettungsdienst. Dieser Versorgungsbereich muss nach Ansicht der Autorinnen und Autoren als Teil des Notfallgesetzes neu geregelt werden und Eingang in das Sozialgesetzbuch (SGB V) erhalten.
Inanspruchnahme des Rettungsdienstes regional sehr uneinheitlich
Die aktuelle Analyse zeigt erhebliche regionale Unterschiede bei der Nutzung des Rettungsdienstes in Deutschland. Vergleicht man etwa die Zahl der Rettungseinsätze mit Notarzt in den Ländern, so weist zum Beispiel Sachsen eine mehr als doppelt so hohe Rate auf wie Bremen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Kosten des Rettungsdienstes. Der Median der Fallkosten für bodengebundene Transporte mit Notarzt liegt in Schleswig-Holstein (1.530 Euro) um 132 Prozent höher als in Berlin (660 Euro).
Unnötige Inanspruchnahme des Rettungsdienstes vermeiden
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Studie ist, dass zwei Drittel aller Rettungsdienst-Einsätze Mehrfachnutzerinnen und -nutzern zugeordnet werden können. Dabei sind es vor allem ältere, pflegebedürftige Menschen, die den Rettungsdienst häufig in Anspruch nehmen. Relativ hohe Nutzungszahlen konnten aber auch bei Personen mit niedrigem Einkommen festgestellt werden. Deshalb fordern die Verfasserinnen und Verfasser der Studie, die Primärversorgung älterer und pflegebedürftiger Menschen und die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung allgemein zu stärken.
Die Ergebnisse der Studie können hier nachgelesen werden:
Regionale Unterschiede, wiederholte Inanspruchnahme und Kosten des Rettungsdienstes in Deutschland
Autorinnen und Autoren
Martin Rößler, Claudia Schulte, Christoph Bobeth, Isabelle Petrautzki, Laura Korthauer, Janosch Dahmen, Danny Wende, Christian Karagiannidis