Bislang bleiben die Initiativen im deutschen Gesundheitssektor zur Eindämmung des Klimawandels und seiner gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung im Ansatz stecken. Das geht aus dem aktuellen Lancet Countdown Policy Brief für Deutschland hervor. Gleichwohl: Aktuell hat der Weltklimagipfel in Glasgow das COP26 Health Programme entwickelt, der Deutsche Ärztetag befasste sich mit dem Einfluss des Klimas auf die Gesundheit und hat zahlreiche Beschlüsse zugunsten des Gesundheitsschutzes gefasst. Die Barmer strebt an, 2030 klimaneutral zu sein.
Berlin, 19.11.2021 – Der deutsche Gesundheitssektor trägt rund fünf Prozent zu den nationalen Treibhausgasemissionen bei. Zugleich zeichnet sich ab, dass die Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung durch Hitze weiter ansteigt, da heiße Tage Prognosen zufolge zunehmen werden. Weil die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland bereits sichtbar und spürbar sind, ergibt sich laut Lancet Countdown on health and climate change, einem Zusammenschluss von über 120 führenden Expertinnen und Experten, dringender Handlungsbedarf. Weder existierten fundierte Handlungsszenarien für extreme, gesundheitsgefährdende Hitzewellen, noch würden ausreichende Anstrengungen unternommen, den CO2-Fußabdruck wesentlich zu reduzieren. Zudem werde nur zögerlich damit begonnen, Klimawandel und Gesundheit in die Aus- und Weiterbildungs-Curricula der Gesundheitsberufe zu übernehmen.
Das Gesundheitswesen beginnt gerade erst, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen
„Wir erleben schon heute, wie sich der Klimawandel auch in Deutschland auf die Gesundheit der Menschen auswirkt“, betont Prof. Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer in seinem Beitrag zum Klimawandel. Hitzewellen oder starke Temperatursprünge hätten negative Gesundheitsfolgen, obwohl diese nicht immer offensichtlich seien. So seien die Notaufnahmen in solchen Phasen stärker ausgelastet, es komme zu mehr Krankenhauseinweisungen und letztlich auch zu hitzebedingten Todesfällen. Das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle erhöhe sich, ebenso die Wahrscheinlichkeit von Nierenerkrankungen, so Straub.
Ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Reduktion der Treibhausgasemissionen im Gesundheitssystem sei das Management und der Betrieb von Gebäuden. Ansetzen könne man auch im Bereich der Arzneimittellieferketten. So habe die Barmer zum Beispiel im März 2021 einen Lieferantenkodex verabschiedet. Auf diese Weise könne man Nachhaltigkeitsstandards in den Ausschreibungen für Arzneimittellieferanten integrieren.
Notwendig ist eine gemeinsame Agenda für den Klimaschutz im Gesundheitswesen
Beim Klimaschutz bleibe es bislang bei mehr oder weniger isolierten Bemühungen Einzelner, so Straub. Das Gesundheitswesen brauche jetzt eine größere Aufmerksamkeit in der öffentlichen Debatte um Klimawandel und Klimaneutralität und müsse damit beginnen, eine gemeinsame Agenda für Leistungserbringer, Kostenträger und Produzenten zu entwickeln.
Den Beitrag von Prof. Dr. Christoph Straub "Der Klimawandel bedroht unsere Gesundheit, aber wir tun zu wenig" lesen Sie hier.