Berlin, 08.06.2020 - Kürzlich hat das Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) seine Arbeit aufgenommen. Mit dieser neuen Einrichtung will die Krankenkasse ihre Aktivitäten im Bereich der Versorgungsforschung bündeln und weiter ausbauen.
Claudia Schulte ist Forschungsbereichsleiterin Gesundheitssystemforschung im bifg. Sie gibt Auskunft über die Arbeit des Instituts.
Frau Schulte, welches sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich der Forschungsbereich Gesundheitssystemforschung im bifg beschäftigt?
Zu den Arbeitsschwerpunkten des Instituts gehören Wettbewerbsanalysen, die Weiterentwicklung des Finanzierungssystems in der gesetzlichen Krankenversicherung und damit verbunden der Vergütungs- und Klassifikationssysteme. Wir beschäftigen uns aber auch mit der demographischen Entwicklung und der Qualitätssicherung im Gesundheitswesen.
Außerdem kooperiert das bifg mit zwei internationalen Institutionen: Einmal mit der International Federation of Health Plans, zum anderen mit der schweizerischen Krankenversicherung Helsana. Mit der Helsana arbeiten wir zum Beispiel gerade an einem Systemvergleich der Mindestmengenregelungen für bestimmte Krankenhauseingriffe in Deutschland und der Schweiz. Die Veröffentlichung hierzu wird vermutlich unser erstes E-Paper werden.
Welche Themen stehen auf Ihrer Agenda?
Wir werden uns beispielsweise intensiv mit der Problematik hochpreisiger Arzneimittel beschäftigen. Zudem begleiten wir die Einführung des neuen ICD-11 zur Verschlüsselung von ärztlichen Diagnosen. Auch eine langfristige Analyse der Operationen mit Kniegelenksersatz ist in Bearbeitung. Aber wir sehen ja gerade, dass geplante Themen auf Grund von tagesaktuellen Ereignissen vorübergehend in den Hintergrund treten. In den letzten Wochen haben wir uns daher eher mit Fragen rund um die Corona-Pandemie beschäftigt.
Wie arbeitet der Forschungsbereich Gesundheitssystemforschung mit der Barmer zusammen?
Bei den vielen unterschiedlichen Themen, die wir bearbeiten, stehen wir mit den Experten in nahezu allen Fachabteilungen der Barmer in engem Austausch. Dies gilt für Krankenhausthemen wie Mindestmengen und Knie-Operationen genauso wie für hochpreisige Arzneimittel. Wir nutzen regelmäßig die Routinedaten der Barmer-Versicherten für unsere Arbeit. Gleichzeitig möchten wir die Krankenkasse mit Analysen und Informationen unterstützen, die bei uns erstellt werden können.
Welchen Nutzen sehen Sie im neuen bifg-Datenportal?
Neben der Arbeit an den Forschungsthemen bekomme ich immer wieder aktuelle Anfragen auf meinen Schreibtisch. Zuletzt ging es darum, die Kosten der Corona-Tests für das Personal im Gesundheitswesen abzuschätzen. Hier habe ich unser neues Datenportal schätzen gelernt. Statt an unterschiedlichen Stellen suchen zu müssen, kann man die Daten zu ärztlichem und nicht ärztlichem Krankenhauspersonal sofort und übersichtlich aufbereitet finden. Bei den Daten aus Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten, die aktuell noch nicht im Portal zur Verfügung stehen, sieht man, wie mühsam die Recherchen in der Regel sind.
Ich glaube, dass die Aufbereitung der Daten im Portal sehr gut gelungen ist. Es lohnt sich, die Möglichkeiten der Recherche zu nutzen. So können zu unterschiedlichen Themen verschiedene Filter gesetzt werden, die Ergebnisse kann man als Diagramm oder in Form von Excel-Dateien herunterladen – und damit sogar seine eigenen Berechnungen anstellen.