Menschen mit psychischen Erkrankungen haben wesentlich bessere Heilungschancen, wenn sie nach einem stationären Aufenthalt zu Hause von den gleichen Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften betreut werden wie im Krankenhaus. Das gemeinsame Modellprojekt von Barmer und den Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin für Patienten mit psychiatrischen und psychosomatischen Erkrankungen ermöglicht es, die Therapie flexibel nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen und der jeweiligen Situation zu Hause auszurichten. Die Wiedereingliederung in den Alltag, die für psychisch erkrankte Menschen mit großen Herausforderungen verbunden ist, wird so erleichtert.
Berlin, 02.08.2019 – Im Rahmen des Modellprojekts stellt die Barmer ein jährliches Budget zur Verfügung, das die Alexianer St. Hedwig Kliniken mit ihren beiden Standorten, dem Alexianer St. Hedwig Krankenhaus in Berlin-Mitte und dem Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe in Berlin-Treptow-Köpenick für die Versorgung von Versicherten der Barmer einsetzen. Die Behandlung findet je nach Bedarf ambulant, teil- oder vollstationär statt. Den teilnehmenden Patienten wird dadurch eine hohe Behandlungskontinuität sowohl während als auch nach der stationären Behandlung ermöglicht. Hierfür arbeitet das Behandlungsteam stationsübergreifend und kümmert sich auch nach der Entlassung um die Patienten.
Individuell abgestimmte Therapie
Mit jedem Patienten wird ein individuelles Behandlungskonzept erarbeitet. Es setzt sich aus verschiedenen therapeutischen Einzelmaßnahmen zusammen, welche für die Behandlung des jeweiligen Krankheitsbildes und die entsprechende Erkrankungsphase geeignet sind. Hierzu stehen verschiedene multiprofessionelle Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung: beispielsweise ärztliche und therapeutische Kontakte, Teilnahme an Gruppentherapien, sozialarbeiterische Unterstützung, und besonders auch die aufsuchende Behandlung zu Hause (Hometreatment).
Das Modellvorhaben hat Erfolg
Der zweite Evaluationsbericht belegt den Erfolg des Modellprojekts. Er zeigt, dass sowohl die Krankenhausaufenthalte als auch die Verweildauern der Patienten mit Schizophrenie und unipolarer Depression seit Beginn des Modellvorhabens im Jahr 2014 sinken. Der Erfolg ist nach Auffassung von Doktor Christine Montag, der Leitenden Oberärztin der Psychiatrischen Universitätsklinik der Charité im St. Hedwig Krankenhaus, durch die bessere Möglichkeit zur ambulanten Krisenintervention zu erklären. Im Modellprojekt könne im Fall einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes schnell und effektiv reagiert werden, zum Beispiel durch Vereinbarung täglicher Termine und den Einsatz von Home-Treatment. Viele Patienten würden auch direkt bei ihrer Vorstellung in der Rettungsstelle auf das Modellprojekt hingewiesen und benötigten deshalb gar keine stationäre Aufnahme. Die langfristige therapeutische Arbeit mit den Patienten wirke zudem stabilisierend und rückfallverhütend.