Tabletten, Kapseln, Sprays, Injektionen. Die Liste der Möglichkeiten, wie ein Arzneimittel dargereicht wird, ist recht lang. Dass sie richtig eingenommen werden, ist entscheidend für ihre Wirkung. Was sollten Patientinnen und Patienten also tun, damit sie bei der Einnahme ihrer Medikamente keinen Fehler machen?
Arzneimittel beziehen ihre Kraft vor allem aus ihren Wirkstoffen und deren Dosierung. Doch nicht nur diese Faktoren entscheiden darüber, ob ein Medikament die gewünschte Wirkung erzielt. Mindestens genauso wichtig sind die Patientinnen und Patienten und deren Angehörige. Denn sie müssen die Arzneimittel anwenden. Dass dies fehlerlos passiert, ist dabei keineswegs selbstverständlich. „Arzneimittel gibt es in vielen verschiedenen Darreichungsformen. Allein bei Tabletten kann man Varianten zum Kauen und Lutschen finden. Daneben gibt es Kapseln, Brausetabletten, die aufgelöst werden, oder sogenannte Sublingualtabletten, die unter der Zunge oder in der Wangentasche liegen und dort ihren Wirkstoff abgeben“, so Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. Tabletten haben häufig einen Überzug, der den Wirkstoff vor der Magensäure schützen soll und so sicherstellt, dass dieser erst im Dünndarm freigesetzt wird. Ähnlich sind sogenannte Retard Tabletten, die ihren Wirkstoff über einen längeren Zeitraum abgeben sollen. „Solche überzogenen Tabletten nimmt man am besten mit einem großen Schluck Wasser. Man sollte sie auf keinen Fall teilen, sondern eher Arzt oder Ärztin nach einer Alternative fragen, wenn sie zu groß zum Schlucken sind“, rät Günther. Lutschtabletten empfiehlt sie langsam zu lutschen und nicht zu zerbeißen, während Sublingualtabletten unter die Zunge oder in die Wangentasche gelegt werden, ohne zusätzliche Flüssigkeitsaufnahme. Bei ihnen und bei sogenannten Schmelztabletten, die man einfach auf die Zunge legt und den dabei entstehenden Brei herunterschluckt, sollte man die Tablette mit trockenen Händen aus der Packung nehmen. Auch bei Kapseln rät Günther dazu, diese im Ganzen mit viel Wasser zu schlucken. Öffnen sollte man die Kapseln nur nach Rücksprache mit Arzt oder Apotheke.
Granulate, Pulver und Tropfen
Granulat oder Pulver werden oft als sogenannter Trockensaft in einer Flasche abgegeben. Zum Einnehmen füllt man die Flasche entsprechend der Packungsbeilage mit Wasser auf, schüttelt kräftig und nimmt die verordnete Dosis. Bei jeder neuen Einnahme sollte der Saft noch einmal kräftig durchgeschüttelt werden. „Allerdings sind solche Zubereitungen oft nicht sehr lange haltbar“, erinnert Apothekerin Günther. Tropfen gibt es entweder für bestimmte Anwendungsbereiche, die Augen, die Nase oder die Ohren, oder aber sie werden in den Mund geträufelt. Dafür kann man sie zum Beispiel auf einen Würfel Zucker tropfen, in Leitungswasser auflösen oder direkt auf die Zunge geben. Bekommt man dagegen einen Saft oder Sirup verordnet, zum Beispiel bei Hustenbeschwerden, hilft ein Schluck Tee, den oft unangenehmen Geschmack der Medizin zu überdecken. Messlöffel oder -becher helfen bei der Dosierung. Manche Medikamente werden aus Pflanzen gewonnen und manchmal auch als Tee-Granulat angeboten.
Infusionen und Injektionen, Salben und Pflaster
Arzneimittel, die schnell wirken sollen oder über das Verdauungssystem abgebaut werden, werden häufig gespritzt oder per Infusion verabreicht. Dabei können Injektionen in die Vene, in einen Muskel oder unter die Haut gesetzt werden. Besonders schnell verteilen sich Wirkstoffe, die intravenös gegeben werden, etwas länger dauert es bei Spritzen in einen Muskel oder unter die Haut. Salben wiederum werden vielfältig eingesetzt. Sie helfen bei der Heilung und dem Schutz der Haut genauso wie sie Wirkstoffe transportieren. Pflaster wiederum dienen dem Schutz von Wunden, oder sie bringen Wirkstoffe wie Hormone oder Schmerzmittel in den Organismus. In diesem Fall dürfen sie, so Günther, nur auf unverletzte, saubere und trockene Haut geklebt werden. Müssen Haare zuvor entfern werden, eignet sich dafür eine Schere besser als eine Rasur, bei der die oberste Schicht der Haut geschädigt werden kann.
Pulver-Inhalatorien und Dosier-Aerosole
Pulver-Inhalatorien und Dosier-Aerosole kommen bei der Behandlung von Bronchialasthma zum Einsatz. Der Unterschied liegt darin, dass Pulver-Inhalatorien kein Treibgas enthalten. Bei Dosieraerosolen unterstützt das Treibgas bei der Aufnahme des Wirkstoffs. „Setzen Sie sich aufrecht hin und neigen den Kopf leicht nach hinten. Ausatmen und dann das Mundstück zwischen die Lippen stecken. Bei einem Dosieraerosol muss der Sprühstoß ausgelöst und gleichzeitig langsam und möglichst tief eingeatmet werden. Für etwa zehn Sekunden den Atem anhalten und danach über die Nase ausatmen. Bei einem Pulverinhalator wird zunächst die Dosis eingestellt. Der Sprühstoß wird durch kräftiges Einatmen ausgelöst. Die korrekte Anwendung ist wichtig, damit der Wirkstoff tief in die Lunge gelangt“, rät Günther.
„… lesen Sie die Packungsbeilage“
Unabhängig davon, in welcher Form ein Medikament verabreicht wird, empfiehlt BARMER-Expertin Günther immer, die Packungsbeilage möglichst genau zu lesen. Sie enthält viele wichtige Informationen zu Wirkung und Nebenwirkungen, aber auch zur richtigen Anwendung eines Arzneimittels. Patientinnen und Patienten, die sich bei der Anwendung unsicher sind, sollten sich auf jeden Fall nicht scheuen, in der Arztpraxis oder der Apotheke zu fragen und sich Hilfe zu holen. „Sich bei der Einnahme von Medikamenten helfen zu lassen, schützt einen im besten Fall vor Fehlern“, so Günther. Das gilt vor allem für ältere Menschen, die vielleicht nicht mehr die Kraft haben oder gut genug sehen können, um Arzneimittel richtig zu applizieren. „Familie, Freunde, Nachbarn oder der Pflegedienst können hier sicherlich helfen“, sagt die Apothekerin.
Das sind typische Anwendungsformen
Häufige Anwendungsformen für Medikamente sind
Oral: über den Mund.
Nasal: über die Nase.
Sublingual: Medikamente im Mund auflösen und Wirkstoffe über die Schleimhäute aufnehmen.
Kutan und subkutan: auf der Haut aufgetragen oder in die Unterhaut gespritzt.
Intravenös: Ärztin oder Arzt spritzen ein Medikament direkt in eine Vene.
Intramuskulär: Wirkstoff wird in einen Muskel gespritzt.
Vaginal: Eine Frau führt zum Beispiel eine Salbe in die Scheide ein.
Rektal: Arzneimittel werden als Zäpfchen in den After eingeführt.