Das Gesicht ist gerötet, unschöne Äderchen, Pusteln und Knötchen zeigen sich: Etwa fünf bis sieben Prozent aller Erwachsenen sind von Rosazea, in der frühen Ausprägung auch Couperose oder Kupferfinne genannt, betroffen. Das schätzt die Deutsche Rosazea Hilfe. Doch was ist Rosazea eigentlich? Was löst die Erkrankung aus und wie lässt sie sich effektiv behandeln? Hier die wichtigsten Infos.
Rosazea ist eine chronische Erkrankung, die vor allem das Gesicht mit Nase, Stirn, Kinn und Wangen betrifft. An diesen Stellen rötet sich die Haut, und es bilden sich erweiterte, gut erkennbare Äderchen. „Häufig bricht die Krankheit im Erwachsenenalter zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr aus“, berichtet Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der BARMER. Kinder oder Jugendliche leiden nur selten daran. Auch das Geschlecht spielt für den Ausbruch der Erkrankung eine Rolle. „Frauen sind mutmaßlich häufiger betroffen als Männer“, so Petzold. Männer wiederum erkranken in der Regel schwerer und in einem etwas höheren Alter. Ansteckend ist die Hautkrankheit im Übrigen nicht. Sie wird weder von Viren noch von Bakterien ausgelöst. Vielmehr handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung, die medizinisch unter die Dermatitis fällt, wobei „derma“ für Haut und „itis“ für Entzündung steht.
Rosazea: Krankheitsverlauf in Schüben
Rosazea ist eine chronische Hautkrankheit. Sie verläuft in Schüben. Je nach Schwere – Hautärzte unterscheiden verschiedene Schweregrade – „blüht“ die Haut im Verlauf der Krankheit immer weiter auf: Nach den anfänglich roten Äderchen zeigen sich Pusteln, also eitrige Pickel, und Papeln, sprich kleine, verdickte Knötchen. Auch das Bindegewebe und die Talgdrüsen können wuchern, wodurch sich die Haut verdickt und sogenannte Phyme, also Schwellungen, entstehen. „Vor allem bei Männern bildet sich in manchen Fällen die typische Knollennase, das Rhinophym“, erläutert Dermatologin Petzold. Zudem zeigen sich bei Betroffenen nach einem Krankheitsschub, in dem die deutlich sichtbar ist, auch beschwerdefreie Intervalle. Gut zu wissen: Mit der richtigen Behandlung lässt sich die Rosazea bis hin zur Symptomfreiheit in den Griff bekommen. Eine Heilung ist derzeit aber noch nicht möglich.
Eine schwerwiegende Komplikation ist der Befall der Augenschleimhaut und -hornhaut. Hier kann eine Rosazea so schwere Entzündungen auslösen, dass die Hornhaut in Mitleidenschaft gezogen wird und dadurch ihre Lichtdurchlässigkeit verliert. Die Folge können Seheinbußen bis hin zur Erblindung sein. Deshalb müssen Rosazea-Patienten auch ohne Augensymptome regelmäßig eine augenärztliche Untersuchung durchführen lassen.
Diese Ursachen kommen für Rosazea in Frage
Was genau die Rosazea auslöst und wie sie entsteht, ist bis heute nicht ganz geklärt. Mehrere Faktoren scheinen an der Entstehung beteiligt zu sein. Zum einen kommen Störungen des Immunsystems in Frage, aber auch eine fehlerhafte Regulation der die Blutgefäße versorgenden Nerven. „Oft treten die Hautrötungen auf, wenn Betroffene scharfe Speisen oder Alkohol konsumieren oder abrupten Temperaturschwankungen ausgesetzt sind“, erläutert BARMER-Expertin Petzold. Tatsächlich lässt sich bei einigen Rosazea -Patientinnen und -Patienten eine verstärkte Durchblutung der Haut nachweisen. Das lässt vermuten, dass die Betroffenen überempfindlich auf bestimmte Reize reagieren. Auch Haarbalg-Milben, sogenannte Demodex-Milben, stehen als Auslöser in Verdacht. In den Hautarealen, die von Rosazea betroffen sind, werden mehr Demodex-Milben gefunden als ist gesunden Hautabschnitten. Die Therapie von Krebspatienten mit bestimmten Medikamenten aus der Gruppe der Biologika wurde ebenfalls als Auslöser von Rosazea-Erkrankungen beobachtet.
Rosazea-Trigger: Bestimmte Faktoren können Schübe auslösen
Unter anderem folgende Faktoren sind in der Medizin als Auslöser von Rosazea-Schüben bekannt:
• Scharfe Speisen und Gewürze
• Heiße Lebensmittel und Getränke
• Alkohol
• Reizende Substanzen in Kosmetika
• Schneller Temperaturwechsel
• UV-Strahlung
• Hormonelle Veränderungen, etwa durch eine Schwangerschaft
• Seelischer Stress
• Genetische Veranlagung: Einige Menschen neigen von Geburt an dazu, stark auf bestimmte Reize mit Rötungen im Gesicht zu reagieren.
Rosazea-Behandlung mit Medikamenten: Zum Einsatz kommen Salben und Tabletten
Meist lässt sich Rosazea mit einer äußerlichen Behandlung der betroffenen Hautstellen, etwa mit Gelen, Emulsionen, Lotionen oder Salben, gut eindämmen. Wiegt die Erkrankung schwerer, kommen zusätzlich Tabletten oder Kapseln in Frage.
Unter anderem folgende Rosazea-Medikamente sind in Deutschland zur lokalen Behandlung zugelassen:
• Metronidazol: Dieses Antibiotikum, das als Creme, Gel, Emulsion oder Salbe gegen Rosazea zur Verfügung steht, bekämpft normalerweise Bakterien. Es ist derzeit das am häufigsten verschriebene Antibiotikum bei Rosazea. Wie es bei der Hauterkrankung genau wirkt, ist bislang nicht bekannt. Vermutlich bremst das Medikament die Entzündungen in den kleinen Blutgefäßen und dämpft die Aktivität des Immunsystems.
• Brimonidin: Dieses Mittel vermindert Hautrötungen, in dem es die Hautgefäße verengt, ist als Gel erhältlich und wirkt für einige Stunden. Ursprünglich war Brimonidin ein Medikament zur Senkung des Augeninnendrucks.
• Ivermectin: Dient eigentlich der Bekämpfung von Parasiten wie zum Beispiel Haarbalgmilben (Demodex-Milben), die bei Personen mit Rosazea vermehrt vorkommen. Außerdem vermuten Mediziner einen entzündungshemmenden Effekt des Medikaments, das als Creme angewendet wird.
• Permethrin: Als Mittel im „Off-label-use“ – also nicht zu diesem Zweck zugelassen – kommt das Antiparasitikum als Creme zur äußerlichen Rosazea-Behandlung zum Einsatz. Es wirkt gegen Parasiten wie etwa Milben oder Läuse und reduziert Papeln sowie Pusteln.
• Azelainsäure: Dieser Wirkstoff wird als Gel „off label“, also ohne Zulassung für Rosazea, eingesetzt und lindert wahrscheinlich ebenfalls Entzündungen, zudem normalisiert es den Verhornungsprozess der Haut. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Azelainsäure Papeln und Pusteln etwas besser bekämpft als Metronidazol.
Bei schweren Formen der Rosazea oder bei leichten Formen, bei denen Salben, Gele oder Emulsionen nicht helfen, verschreiben Ärztinnen und Ärzte Tabletten bzw. Kapseln. Zum Beispiel:
• Doxycyclin und Minocyclin: Diese Antibiotika aus der Gruppe der Tetracycline wenden Hautärztinnen und -ärzte am häufigsten bei Rosazea an. Normalerweise bekämpfen Antibiotika Bakterien. Bei Rosazea ist die Wirkung vermutlich eine andere und es werden Entzündungen gebremst und das Immunsystem gedämpft.
• Erythromycin, Clarithromycin, Azithromycin: Diese Antibiotika aus der Gruppe der Makrolide sind eine Alternative zu Tetracyclinen. Sie werden verschrieben, wenn Patientinnen und Patienten diese nicht vertragen, eine Schwangerschaft vorliegt oder die Mittel nicht ausreichend wirken.
• Isotretinoin: Für dieses Medikament besteht auch keine Zulassung für die Rosazea, ist wird also „off label“ verwendet. Dennoch ist es auch schon in sehr geringen Dosierungen hochwirksam bei beginnendem Rhinophym, muss aber ärztlich verordnet werden, weil es schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann. Da diese Nebenwirkungen aber vor allem Frauen im gebärfähigen Alter betreffen und das Rhinophym typischerweise Männer betrifft, kann es gegen die Entwicklung einer Knollennase oft gut verwendet werden.
Rosacea-Behandlung per Lasertherapie
Im Anfangsstadium einer Rosazea, wenn die Hautrötung im Vordergrund steht, kann eine Laserbehandlung etwa mittels IPL-Laser für eine Linderung und ein feineres Hautbild sorgen. „Die Behandlung lässt in der Frühphase die optisch unschönen Äderchen verschwinden“, so Dermatologin Petzold. IPL steht für „Intense Pulsed Light“ und der Laser gibt kontrollierte Lichtimpulse ab. „Die Blutgefäße werden zusammengeschweißt und verödet“, erläutert Medizinerin Petzold das Verfahren. Gut zu wissen: Die IPL-Behandlung ist fast schmerzfrei und dauert nur wenige Minuten. Meist sind allerdings mehrere Sitzungen nötig und es besteht die Gefahr, dass die Symptome zurückkehren. Im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung müssen Patienten die Kosten für die Lasertherapie in der Regel selbst tragen.