Unfälle mit Zahnverletzungen sind leider keine Seltenheit. Sportarten wie Hockey, Radfahren oder Karate bergen entsprechende Risiken. Kinder können bei einer Rauferei in der Schule oder beim Sport in der Freizeit eine Verletzung der Zähne davontragen. Dieser Ratgeber klärt auf, was bei einem Zahnunfall zu tun ist und beschreibt unter anderem, wie wichtig sogenannte Zahnrettungsboxen sein können.
Bei Zahnunfällen sind häufig die Schneidezähne betroffen. Eine Zahnschmelzecke bricht ab, im schlimmsten Fall wird ein Zahn vollständig ausgeschlagen. Wenn das passiert, sollte schnellstmöglich eine Zahnärztin oder ein Zahnarzt aufgesucht werden, um die Bruchstücke mit Spezialkunststoff wieder ankleben zu lassen. Ausgeschlagene Zähne können möglicherweise wiedereingesetzt werden und im Kiefer einheilen. „Eine rechtzeitige Behandlung rettet sehr viele verletzte Zähne“, sagt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin der BARMER.
Entscheidende Schritte nach einem Zahnunfall
Bei einem dentalen Trauma, also der mechanischen Verletzung von Zähnen und deren benachbarten Strukturen, ist Eile geboten. Denn besonders die Zahnwurzelhaut ist empfindlich. Auch wenn der Schreck unmittelbar nach dem Ereignis noch andauert, sollte zunächst nach dem ausgeschlagenen Zahn oder nach dem Bruchstück gesucht werden. Wird der Zahn gefunden, darf er nur an der Krone angefasst werden ohne die Wurzeloberfläche zu berühren. Das „Fundstück“ darf zudem nicht händisch gesäubert werden, etwa um anhaftenden Schmutz zu entfernen. Auch eine Desinfektion ist tabu, ebenso wie das Austrocknenlassen des Zahns. „Der ausgeschlagene Zahn oder das Bruchstück sollten vielmehr feucht gehalten werden, am besten in einer Zahnrettungsbox. Diese kann entscheidende Hilfe für das Überleben des Zahns leisten“, sagt Marschall. In der Zahnarztpraxis oder in der Zahnklinik ist es für eventuelle Versicherungsansprüche der geschädigten Person auch wichtig, dass neben der Akutbehandlung der Unfall gründlich dokumentiert wird.
Das leistet eine Zahnrettungsbox
Ob die Rettungstat des Dentisten Erfolg hat, hängt davon ab, in welchem Zustand sich das Bruchstück oder der ausgeschlagene Zahn bei der Behandlung befindet. Ohne spezielle Maßnahmen trocknen ausgeschlagene Zähne innerhalb weniger Minuten aus. Die an der Wurzeloberfläche haftenden Zellen sterben ab, sodass nicht mehr genügend Material für ein belastbares Einheilen vorhanden ist. „Die Zahnrettungsbox enthält deshalb ein spezielles Nährmedium, welches das Austrocknen des Zahns verzögert. Das ermöglicht ein Überleben der Zellen bis zu 48 Stunden“, sagt Marschall.
Alternativen
Ist nach einem Unfall keine Rettungsbox vorhanden, kommen alternative Aufbewahrungsmöglichkeiten in Frage, bis der Zahnarzt professionell Hand anlegen kann. Eine Trockenlagerung des ausgeschlagenen Zahns ist bis dahin ungeeignet, ebenso wie die Aufbewahrung in einem Behälter mit Wasser oder in einem feuchten Tuch. Die eigene Mundhöhle als Aufbewahrungsort wird von Experten ebenfalls nicht uneingeschränkt empfohlen, da die Gefahr des Verschluckens oder der Verunreinigung durch Bakterien besteht.
In einem Gefäß gesammelter Speichel, eine Plastikfolie oder eine isotone Kochsalzlösung aus der Apotheke können hingegen etwa 30 Minuten genutzt werden, um einen ausgeschlagenen Zahn aufzubewahren. H-Milch taugt dafür bis zu zwei Stunden. „Alternative Aufbewahrungsmöglichkeiten können ebenso wie eine Rettungsbox das kontinuierliche Absterben der Zellen nicht gänzlich verhindern, sondern nur mehr oder weniger verzögern. Der schnelle Notfalltermin in der Praxis ist nach einem Zahnunfall so oder so unerlässlich. Wird nicht sofort kompetent behandelt, können schwer verletzte Zähne nicht erhalten werden“, sagt Marschall. Ist nur ein Zahnstück abgebrochen, sollte dies in Wasser gelegt und mit in die Praxis gebracht werden.
Mechanisch beschädigte Zähne gehen nicht selten mit Begleitverletzungen im Gesicht oder in der Mundhöhle einher. Müssen diese Blessuren zuerst behandelt werden, vergeht für den Zahn wertvolle Zeit. Außer der Zahnrettungsbox reichen die genannten Aufbewahrungsmedien dann meist nicht aus.
Zahnrettungsbox in den Erste-Hilfe-Koffer, Zahnschutz in den Mund
Zahnmedizinische Expertinnen und Experten sprechen sich dafür aus, eine Zahnrettungsbox in das Erste-Hilfe-Inventar von Schulen und Sportvereinen aufzunehmen. Auch für Privathaushalte, in denen Sport zum Alltag gehört, sollte über die Anschaffung einer solchen Box nachgedacht werden. Handelsübliche Exemplare sind in Apotheken erhältlich. Sie halten nach Angaben von Herstellern etwa drei Jahre, wenn sie bei Zimmertemperatur gelagert werden.
Damit es erst gar nicht zu einem Zahntrauma kommt, beugt ein Zahnschutz Verletzungen von Zähnen, Mund und Kiefern durch einen Sportunfall vor. Er sollte insbesondere bei Sportarten mit Körperkontakt, Sturzgefahr oder bei der Benutzung von Sportgeräten getragen werden. Den besten Schutz im Vergleich zum Standard aus dem Sportgeschäft bietet eine individuell hergestellte Kunststoffschiene aus dem Zahntechniker-Labor. Gesetzliche Kassen übernehmen die Kosten dafür nicht. Angesichts möglicher lebenslanger Folgebehandlungen und damit verbundener Kosten könnte sie dennoch eine lohnenswerte Investition sein.