Neben den Arzneimitteln, die ärztlich verordnet werden müssen, gibt es eine Vielzahl Pillen, Tropfen und Salben, die man rezeptfrei in der Apotheke erwerben kann. Unser Ratgeber verrät die häufigsten Mittel zur Selbstmedikation, gegen welche typischen Erkrankungen sie helfen und wo die Grenzen der Selbstmedikation liegen.
Etwa die Hälfte aller Arzneimittel, die in Apotheken abgegeben werden, sind rezeptpflichtig. Sie müssen also ärztlich verordnet werden. Die andere Hälfte kaufen die Patientinnen und Patienten eigenständig. Diese Medikamente fallen damit in den Bereich der Selbstmedikation. „Die Selbstmedikation kommt vor allem bei leichten Erkrankungen in Frage“, sagt Apothekerin Heidi Günther. Sie hat allerdings ihre Grenzen. Zum einen, weil Symptome einer Erkrankung rasch so stark werden können, dass ärztlicher Rat unverzichtbar ist. Zum anderen, weil die zwar prinzipiell rezeptfreien, aber doch zumeist apothekenpflichtigen Arzneimittel oft parallel zu den Medikamenten eingenommen werden, die ärztlich verordnet werden müssen. Beide können miteinander Wechselwirkungen entwickeln, die den Erfolg einer Behandlung gefährden. Der wichtigste Rat von BARMER-Expertin Heidi Günther lautet daher, mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten immer über die eigene Selbstmedikation zu sprechen und dabei möglichst vollständig über alle angewendeten Arzneimittel zu informieren.
Die häufigsten Anwendungsgebiete
Für die Behandlung leichter Erkrankungen gibt es immer wieder sinnvolle Möglichkeiten der Selbstmedikation. Wichtig ist jedoch, dass Patientinnen und Patienten nicht versuchen, sich ohne den Rat von Arzt und Ärztin oder Apothekerin und Apotheker selber zu behandeln. Zu den häufigsten Anwendungsgebieten der Selbstmedikation gehören Beschwerden wie Hals- und Kopfschmerzen, Durchfall, Allergien, Schlafstörungen, Fuß- oder Nagelpilz. Aber auch Schnupfen. Beschwerden durch trockene Augen oder auch Warzen und auch der Sonnenschutz bei empfindlicher Haut lassen sich mit Selbstmedikation gut in den Griff bekommen. Was genau getan werden kann, unterstützen zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte durch Arzneimittel, die sie durch eine Verordnung auf dem sogenannten „Grünen Rezept“ für nicht verschreibungspflichtige Präparate empfehlen.
Grenzen der Selbstmedikation
Doch so gut abschwellende Nasensprays bei einem Schnupfen, Antihistaminika gegen typische Allergiebeschwerden wie Juckreiz oder Hautrötungen oder auch Melissenextrakt gegen Lippenherpes wirken, die Selbstmedikation hat Grenzen. Ein Beispiel für die Grenzen der Selbstmedikation ist die Behandlung von Nagelpilz, eine Erkrankung, die erfahrungsgemäß nicht nur sehr viel Konsequenz verlangt, sondern auch sehr langwierig ist. In der Selbstmedikation gibt es gegen Nagelpilz antimykotische Salben und Lacke. „Schluss mit der Selbstmedikation sollte aber sein, wenn sich der Nagelpilz trotz Behandlung auf mehr als drei Zehen ausbreitet. Auch Patienten und Patientinnen mit Immunschwächen oder Diabetes mellitus sollten ärztlichen Rat suchen. Das gilt schließlich auch für alle, denen eine Behandlung per Selbstmedikation nicht geholfen hat“, empfiehlt Apothekerin Heidi Günther. Ein anderes Beispiel sieht die Expertin bei der Verstopfung, der sogenannten Obstipation. Auf hier können frei verkäufliche Mittel aus der Apotheke durchaus helfen. Spätestens jedoch, wenn die Beschwerden länger als drei, vier Tage andauern, wenn sich die Verstopfung mit Durchfällen abwechselt oder Fieber hinzukommt, ist es Zeit, eine Ärztin oder einen Arzt zu konsultieren. Gleiches gilt bei kolikartigen Schmerzen, Übelkeit oder Erbrechen und blutigem Stuhl. „All das sind Warnsignale, die auf ein größeres Problem hinweisen, das sich in Eigenregie nicht mehr gut bewältigen lässt“, so Günther.