Die Antwort auf diese Frage hat Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer:
Wenn wir schwimmen gehen oder duschen, bemerken wir sofort, dass wir nass werden. Wir meinen, das Wasser auf der Haut zu spüren. Aber ist dem wirklich so? Mitnichten. Tatsächlich hat die Haut des Menschen zahlreiche Sinnesrezeptoren, und zwar für Druck, Schmerz und Temperatur. Nicht aber für Feuchtigkeit. Wasser auf der Haut kann der Mensch nur über die Wahrnehmung anderer Reize erschließen. Allem voran über die geringere beziehungsweise höhere Temperatur und den Druck, der von Wasser ausgeht, wenn es sich bewegt. Wer dagegen seine Hand in ruhiges Wasser taucht, das Körperwärme hat, der spürt so gut wie gar nichts. Genau genommen kann der Mensch auch nicht fühlen, ob zum Beispiel ein Kleidungsstück nass ist. Stattdessen nimmt er die Feuchtigkeit deshalb wahr, weil nasser Stoff die Körperwärme schneller abtransportiert als trockener. Dies führt zu einem unangenehmen Gefühl, das zum Wechsel des nassen Kleidungsstücks animiert. Eine Studie der britischen Loughborough University und des französischen Oxylane Research Instituts hat ergeben, dass Menschen die Feuchtigkeit in kaltem Wasser stärker wahrnehmen als in warmem. Das bekräftigt auch die Aussage vieler Schwimmer, die kaltes Wasser als ‚nasser‘ empfinden als wärmeres Wasser. Was der Mensch als ‚Feuchtigkeit‘ oder ‚Nässe‘ empfinden, sei nichts anderes als eine Wahrnehmungsillusion, schlussfolgerten die Wissenschaftler in der Studie. Der Mensch fühle demnach das, was er glaube, fühlen zu müssen, was das Gehirn durch Erfahrung gelernt habe und mit der Information ‚feucht‘ oder ‚nass‘ verbinde.