Mitten in der Nacht, alles ist friedlich. Plötzlich lässt ein lautes Geräusch die Ehefrau aus dem Schlaf fahren. Ihr Mann schnarcht mal wieder. „Nervig, aber harmlos“, denkt sie, dreht sich um und schläft im besten Fall weiter. Dass Schnarchen aber manchmal auch gefährlich sein kann, wird häufig unterschätzt.
Etwa die Hälfte der Männer im erwerbstätigen Alter schnarcht ab und zu. Doch Schnarchen ist nicht gleich Schnarchen. Fast immer ist es für den Bettpartner störend, doch in manchen Fällen ist es für den Schnarcher selbst sogar gesundheitsgefährdend. 15 bis 19 Prozent der Männer im mittleren Alter leiden an einer sogenannten obstruktiven Schlafapnoe (OSA), einer krankhaften Form des Schnarchens. Frauen der gleichen Altersgruppe sind seltener betroffen, aber immer noch neun bis 15 Prozent von ihnen. Damit zählt OSA in Deutschland zu einer der häufigsten Volkskrankheiten. „Mit einer obstruktiven Schlafapnoe ist nicht zu spaßen. Anfangs fühlt sich meist nur der Partner durch die lauten Geräusche gestört. Es gibt allerdings eine Vielzahl bedenklicher Langzeitwirkungen, denen sich der Schnarchende bewusst sein sollte“, mahnt Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer.
Unbehandelt zehn Jahre geringere Lebenserwartung
Bei einer OSA kommt es zu Atempausen zwischen zehn Sekunden und im Extremfall bis zu einer Minute. Um nicht zu ersticken, reagiert der Körper mit einer Weckreaktion, die oft von einem lauten Schnarchgeräusch begleitet wird. Patienten leiden häufig unter hohem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen und einer Herzmuskelschwäche. Das Herzinfarktrisiko ist dreimal so hoch wie regulär und die Gefahr für einen Schlaganfall steigt um das Vierfache. Unbehandelt haben OSA-Kranke eine etwa um zehn Jahre verkürzte Lebenserwartung.
Therapiemöglichkeiten
Für das Schnarchen gibt es bestimmte Auslöser, durch die der Einzelne eher zum Schnarchen tendiert, beispielsweise Alkoholeinfluss oder Rückenlage. Risikofaktoren können außerdem Übergewicht, Rauchen und eine allergische Erkrankung der Nase sein. „Häufig hilft es bereits, wenn der Betroffene etwas abnimmt, seinen Nikotinkonsum reduziert und abends auf Alkohol verzichtet. Er sollte außerdem probieren, auf der Seite statt auf dem Rücken zu schlafen. Auch ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus ist wichtig. Schlafmittel sollten jedoch vermieden werden“, sagt Petzold.
OP nur als letzter Ausweg
Um eine OSA auszuschließen, ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann gegebenenfalls weitere Schritte veranlassen, wie etwa eine CPAP-Therapie (nasal Continuous Positive Airway Pressure). Dabei nutzt der Patient langfristig nachts ein Beatmungsgerät und trägt eine Maske über der Nase. Auch eine Unterkieferprotrusionsschiene kann helfen. Sie verlagert den Unterkiefer um Millimeter nach vorne und vergrößert somit den Atemraum hinter der Zunge. „Ein chirurgischer Eingriff wie eine Nasenoperation sollte gut überlegt sein“, meint Petzold.