Bildgebende Verfahren gehören mittlerweile zum Standard in der Medizin. Studien haben gezeigt, dass jeder Einwohner durchschnittlich 1,7 Mal pro Jahr mithilfe von Röntgenstrahlen untersucht wird. Da die Strahlen schädlich für den Körper sein können, ist es sinnvoll, nach Möglichkeit unnötige Doppeluntersuchungen zu vermeiden. Eine gute Chance dafür bietet der Röntgenpass, in dem jede vorgenommene Röntgenuntersuchung vermerkt werden sollte.
Um in das Innere des Körpers zu schauen, greift die Medizin auf sogenannte bildgebende Verfahren zurück. Dabei werden zwischen Methoden ohne Strahlenbelastung wie Magnet-Resonanztomografien (MRT), Ultraschall und Echokardiographie sowie Verfahren mit Strahlenbelastung wie Computertomographien (CT-Untersuchungen) und Röntgen unterschieden. Letzteres zählt zu den bekanntesten, da es etwa zum Ausschluss von Knochenbrüchen und zu Zahnuntersuchungen genutzt wird.
Segen und Fluch zugleich
Bei allen Vorteilen dürfen jedoch nicht die Risiken dieser Art des Durchleuchtens vergessen werden. Zwar gehören Röntgenstrahlen, wie auch das sichtbare Licht, zu den elektromagnetischen Wellen. Doch der Unterschied liegt darin, dass sie sehr viel energiereicher sind . Dadurch können vererbbare Krankheiten oder Krebs entstehen. Besonders strahlenempfindlich sind das blutbildende Knochenmark, der Dickdarm, die weibliche Brust, der Magen und die Lunge. „Der allergrößte Teil der durch das Röntgen an der DNA entstehenden Schäden kann durch den Körper selbst wieder repariert werden. Dennoch sollten Röntgenuntersuchungen nur durchgeführt werden, wenn keine Alternative verfügbar ist und der Patient aus dieser diagnostischen Maßnahme einen Nutzen ziehen kann, der größer ist als das Strahlenrisiko“, meint Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer. Die meisten Röntgenanwendungen, etwa 40 Prozent, werden im Bereich der Zähne vorgenommen, gefolgt von Untersuchungen an Skelett und Thorax. Obwohl die Strahlenbelastung bei einer Röntgenaufnahme durch den technischen Fortschritt im Vergleich zu früheren Zeiten verringert werden konnte, ist die mittlere Strahlenbelastung der Bevölkerung weiter angestiegen. Ursache dafür ist auch die zunehmende Menge von dosis-intensiven CT-Untersuchungen, deren Zahl zwischen 2014 und 2017 um 40 Prozent anstieg.
Röntgenpass als Gedächtnisstütze
Ein Röntgenpass hilft, einen Überblick über die bereits erfolgten Röntgenuntersuchungen und die damit verbundenen Strahlenbelastung zu behalten. In ihm können alle relevanten Aufnahmen eingetragen werden. Zusammen mit dem Datum, dem Vermerk über die Art der Untersuchung und dem betroffenen Körperbereich ergibt sich eine gute Übersicht. „Anhand des Röntgenpasses kann der behandelnde Arzt erkennen, ob schon einmal eine passende Aufnahme gemacht wurde, wo diese vorliegt, und ob die aktuell anstehende eventuell überflüssig ist. Davon profitieren besonders Kinder, die auf Röntgenstrahlen empfindlicher reagieren als Erwachsene“, rät Marschall. Auch für die Beurteilung eines Krankheitsverlaufes, beispielsweise bei Heilungsprozessen von Knochenbrüchen, kann es sinnvoll sein, ältere Aufnahmen zu Rate zu ziehen. Wurden diese in einer anderen Praxis oder im Krankenhaus vorgenommen, hilft der Pass, Informationslücken zu schließen. Die Expertin rät, zusätzlich zu den Röntgenuntersuchungen auch Szintigrafien (von Knochen- oder der Schilddrüse) sowie MRT-Aufnahmen oder Ultraschall-Untersuchungen (Sonografien) eintragen zu lassen, da diese ebenfalls aussagekräftige Informationen liefern können. Patienten erhalten den Röntgenpass bei der die Untersuchung durchführenden Praxis oder beim Bundesamt für Strahlenschutz.