Im Winter haben Viren leichtes Spiel. Das gilt nicht nur für Erkältungs- und Grippeerreger, sondern auch für Magen-Darm-Viren. Die häufigste Ursache für akute Gastroenteritiden (Darminfektionen) sind Rotaviren. Vor allem bei Säuglingen kann es zu schlimmen Krankheitsverläufen kommen.
Eltern von Babys und Kleinkindern können ein Lied davon singen: Durchfall- Erkrankungen gehören zum Erwachsenwerden dazu. „Der Hauptgrund, dass die Kleinen immer wieder an Magen-Darm-Infektionen leiden, ist das kindliche Immunsystem, das sich erst noch entwickeln muss und deshalb besonders anfällig für Krankheitserreger wie das Rotavirus ist“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.
Ansteckungsgefahr im Winter besonders hoch
Im Winter ist die Zahl der Rotaviren-Infektionen besonders hoch, da sich Eltern mit ihren Kindern überwiegend in stark geheizten Räumen aufhalten, in denen trockene Luft herrscht. Bedingungen, unter denen Viren besonders gut existieren können. Hinzu kommt, dass das Immunsystem in dieser meist nasskalten Zeit oft bereits mit Erkältungen beschäftigt und somit geschwächt ist. Was es Rotaviren noch so leicht macht: Sie sind zum einem extrem infektiös, schon wenige Viruspartikel (10 bis 100) genügen, um eine Infektion auszulösen, und zum anderen sehr widerstandsfähig. Selbst
gründliches Händewaschen und Desinfizieren können eine Ansteckung mit Rotaviren nicht vollständig verhindern.
Hat sich ein Kind infiziert, zeigen sich nach einer kurzen Inkubationszeit von ein bis drei Tagen die Symptome scheinbar schlagartig. „In der Regel beginnt eine Rotaviren-Erkrankung mit Fieber und Erbrechen, danach kann es für etwa drei bis fünf Tage zu wässrigen Durchfällen kommen. Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen sind häufige Begleiterscheinungen“, so Marschall. Durch den starken Flüssigkeitsverlust kann es sogar zu einer lebensbedrohlichen Austrocknung kommen. Diese kann durch Trinken nur schwer ausgeglichen werden, da die aufgenommene Flüssigkeit sofort wieder erbrochen wird. Laut Robert Koch-Institut verläuft die Erkrankung bei rund der Hälfte der erkrankten Säuglinge so schwer, dass ein Krankenhausaufenthalt vonnöten ist. Generell gilt: Je jünger das Baby, desto gefährlicher die Erkrankung.
Eine Schluckimpfung kann helfen
Mit einer Rotaviren-Impfung ließe sich die Zahl der Krankenhaus-Aufenthalte deutlich reduzieren. Marschall betont: „Erhalten Babys möglichst frühzeitig im Alter von sechs bis zwölf Wochen die entsprechende Schluckimpfung, sind sie etwa zwei bis drei Jahre geschützt – also genau während der Zeit, in der eine Infektion besonders schwer verlaufen kann.“