Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer:
Früher war die Sache eindeutig: Wenn jemand niest, wünschen wir ihr oder ihm ‚Gesundheit‘. Diese Sitte stammt noch aus Zeiten der Pest und bedeutete damals den Wunsch der oder des Angeniesten, gesund zu bleiben. Doch wer heutzutage so Höflichkeit zum Ausdruck bringen möchte, könnte stattdessen auch ins Fettnäpfchen treten. Schließlich wird die niesende Person durch den Gesundheitswunsch indirekt als krank bezeichnet. Niesen kann aber verschiedene Ursachen haben und bedeutet nicht automatisch Krankheit. Allergien sind beispielsweise ein klassischer Auslöser. Zudem beobachten wir seit einigen Jahren die gesellschaftliche Entwicklung dazu, die Körper unserer Mitmenschen nicht mehr zu kommentieren, besonders dann nicht, wenn es jemandem unangenehm sein könnte.
Doch was passiert beim Niesen überhaupt? Unsere Nase versucht über das Niesen, Fremdkörper wie Viren, Bakterien oder einfach nur Schmutz loszuwerden. Niesen ist also ein wichtiger Schutzreflex der Nase, um sich selbst zu reinigen. Medizinisch gesehen entspricht es einem sehr heftigen Ausatmen. Mit bis zu 160 Stundenkilometern schleudern wir dabei Luft und winzige Tröpfchen aus der Nase heraus. Wenn andere Personen in unserer Nähe niesen, ist die Ansteckungsgefahr mit Viren wie dem Coronavirus folglich stark erhöht. Eine Mund-Nasen-Schutzmaske, die natürlich gerade beim Niesen über Mund und Nase bleiben muss, und das Befolgen der AHA-Regeln sind daher insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie unglaublich wichtig. Ob wir nun „Gesundheit“ wünschen oder nicht, bleibt natürlich jeder und jedem selbst überlassen. Es empfiehlt sich, situationsbedingt auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Bei einer niesenden Person aus dem engeren persönlichen Umfeld kann ein „Gesundheit“ angebracht sein und mitunter sogar erwartet werden. Dagegen sollte man vom Kommentieren absehen, wenn man die Person nicht kennt oder der Eindruck entsteht, dass die niesende Person keine Aufmerksamkeit auf ihre gesundheitliche Situation ziehen möchte.