Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer:
Ob ein leichtes Quieken, ein zünftiges ‚Hatschi‘ oder auch ein explosionsartiger Donnerhall – kein Körperreflex ist vom Volumen unterschiedlicher als das Niesen eines Menschen. Ganz unabhängig von der Lautstärke ist dieser komplexe Vorgang in der Nase äußerst wichtig. Dennoch stellt sich die Frage: Warum niesen wir eigentlich?
In der Regel zwingen uns alltägliche Fremdkörper, die in das Innere der Nase vordringen und die sensiblen Nerven der Schleimhäute reizen, zum Niesen. Der Vorgang in unseren Atemwegen ist ein rein natürlicher Schutzreflex, um ungebetene Reizstoffe und Nasensekret orkanartig loszuwerden.
Dabei erfassen Rezeptoren, die in Nase, Rachen, Bronchien und Lunge verteilt sind, Fremdkörper, Gerüche und Temperaturreize. Über Fasern zweier wichtiger Hirnnerven werden die Impulse an das Gehirn weitergeleitet und dort der Niesreflex gestartet. Die erste Reaktion auf das Kribbeln in der Nase ist ein tiefes Einatmen. Im zweiten Schritt hebt sich das Gaumensegel so, dass die Luft nur noch durch die Nase entweichen kann. Darauffolgend spannen sich Bauch- und Brustmuskulatur plötzlich an, die Augen schließen sich und das komprimierte Luftvolumen in Lunge und Rachen entweicht explosionsartig durch Mund und Nase. Übrigens kann ein typisches Niesen eine Geschwindigkeit von bis zu 160 km/h erreichen. Deshalb sollte Niesen auch nicht unterdrückt werden. Ansonsten könnte der Druck die Krankheitserreger in die Nebenhöhlen pressen, wodurch es zu Entzündungen kommen kann. Es ist also besser, dem Niesreiz nachzugeben.
Um aber Viren oder andere Keime nicht in Form von unzähligen winzigen Tröpfchen in der Umgebungsluft zu verteilen, wird das Niesen in die Ellenbeuge empfohlen. Wer versehentlich in die Hand niest, läuft Gefahr, die Erreger durch Berührungen zu verteilen und sollte deshalb sofort gründlich die Hände waschen.