Zu Beginn der griechischen Antike wurde sie als „heilige Krankheit“ angesehen. Menschen, die unter häufigen Krampfanfällen litten, galten damals als besessen von göttlicher Macht. Heutzutage weiß die moderne Medizin jedoch, dass es sich hierbei um eine ernsthafte chronische Erkrankung des Nervensystems handelt – Epilepsie!
Krampfende Menschen, unkontrollierte Zuckungen, Kontrollverlust über den eigenen Körper und nach nur wenigen Minuten sind alle Symptome verflogen. So oder ähnlich präsentiert sich in der Allgemeinheit das Bild einer Epilepsie, einer der häufigsten chronischen Krankheiten des Nervensystems. Dabei wissen Betroffene meist nicht, dass sie unter epileptischen Anfällen leiden. Klar ist, ereignet sich ein solcher Vorfall oder wiederholt er sich im Abstand von mehr als 24 Stunden sollte sofort medizinischer Rat eingeholt werden. Um eine Epilepsie-Erkrankung feststellen zu können, müssen umfassende neurophysiologische Untersuchungen vorgenommen werden. Erst dann können Verdachtsdiagnosen gestellt und eine Epilepsie bestätigt werden.
Meist dauern epileptische Anfälle eineinhalb bis zwei Minuten, teilweise nur wenige Sekunden. Jedoch empfinden Betroffene postiktal, also nach dem Anfall, oft das Bedürfnis zu schlafen und wirken orientierungslos. Die Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag können je nach Anfallsform stark variieren. Einige der Betroffenen empfinden ihren Alltag als nahezu unverändert, andere erleben eine starke Einschränkung ihrer Berufswahl oder sind aufgrund des erhöhten Risikos eines auftretenden Anfalls in ihrer Mobilität mit dem PKW eingeschränkt.
Europäischer Tag der Epilepsie soll sensibilisieren und aufklären
Der am 8. Februar stattfindende Europäische Tag der Epilepsie soll Betroffenen die Möglichkeit zum Austausch geben und die Gesellschaft sensibilisieren. Denn aufgrund des hilflosen Zustandes der Betroffenen während eines Anfalles können Kenntnisse über mögliche Maßnahmen zur ersten Hilfe sehr nützlich sein. Das richtige Verhalten zu erlernen, ist nicht kompliziert und bereits wenige Handgriffe können vor weiteren Verletzungen schützen. In einigen Fällen empfinden Betroffene ein Anfallsvorgefühl und sind daher in der Lage, ihre Umgebung auf einen folgenden Anfall hinzuweisen. Sollte der Anfall plötzlich und ohne Vorwarnung auftreten, besteht die Aufgabe der Ersthelfenden darin, das Umfeld zu sichern und somit vor Verletzungen zu schützen. Betroffene sollten nicht festgehalten, sondern nach Möglichkeit nach Aufhören des Zuckens und weiterhin bestehender Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage gebracht werden. „Wenn ein epileptischer Anfall erstmalig auftritt, sollte unbedingt die Notrufnummer 112 gerufen werden. Auch wenn bei einer bekannten Epilepsie ein Anfall länger als fünf Minuten dauert, sollte ein Notarzt oder eine Notärztin hinzugezogen werden. Da die postiktale Phase insbesondere bei älteren Menschen 24 Stunden oder sogar mehrere Tage andauern kann, ist es ratsam, Betroffene erst unbeaufsichtigt zu lassen, sobald diese ansprechbar und orientiert wirken“, rät Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der Barmer.
Vielfältige Ursachen und Anfallserscheinungen
Epilepsien können bei Menschen in jedem Alter auftreten. Dabei können das Spektrum der Anfallserscheinungen sowie die Ursachen sehr unterschiedlich sein. Eine häufige Form sind die sogenannten fokalen Anfälle. Sie entstehen nur in begrenzten Teilen des Gehirns und äußern sich beispielsweise durch das Zucken einzelner Gliedmaßen. Nach wie vor sind jedoch die generalisierten Anfälle in Form des sogenannten Grand Mal Anfalls in der Bevölkerung besonders bekannt. Diese gehen mit Verkrampfungen des gesamten Körpers und vollständigem Bewusstseinsverlust einher.
Ursache von Epilepsie können Infektionen, Stoffwechselerkrankungen und genetische Veranlagungen sein. Auch Hirntumore und Schlaganfälle können zu den typischen Symptomen führen. „Ein epileptischer Anfall entsteht, indem Nervenzellgruppen im Gehirn plötzlich, gleichzeitig und hochsynchron Signale senden und somit anderen Nervenzellen ihren Rhythmus aufzwingen. Es handelt sich hierbei um eine Reaktion des zentralen Nervensystems auf einen internen oder externen Reiz. Je nachdem, ob Teile oder aber das ganze Gehirn betroffen sind, macht sich die Erkrankung bemerkbar“, so Marschall.