Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Dieses Sprichwort trifft besonders bei der Dosierung von Arzneimitteln zu, denn der Stoffwechsel des Nachwuchses unterscheidet sich sehr von dem der Erwachsenen. Entsprechend wirken Medikamente bei Kindern auch anders und müssen teilweise auch unterschiedlich verabreicht werden. Was die Dosierung so schwer macht und worauf Eltern achten sollten, erklärt Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer.
Kranken Kindern notwendige Arzneimittel zu verabreichen, ist in der Regel kein Kinderspiel. Da Kinder Medikamente anders verstoffwechseln als Erwachsene, muss vor allem die Dosierung exakt auf das Alter und die aktuelle Entwicklungsphase abgestimmt sein. Die Gründe dafür liegen vor allem in ihrem Wachstum, den dadurch bedingt unterschiedlich großen Organen und den teilweise noch nicht gut aufeinander abgestimmten körperlichen Prozessen. Die größten Veränderungen erfolgen innerhalb des ersten Lebensjahres. „Säuglinge scheiden Arzneimittel nur sehr langsam aus, außerdem haben sie eine dünnere Haut, wodurch sie in Salben und Cremes enthaltene Wirkstoffe schneller aufnehmen“, erklärt Günther. Aber auch bei etwas älteren Kindern gibt es noch Besonderheiten. „Die Nieren arbeiten erst ab dem zweiten Lebensjahr voll, und die Leber ist bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls noch nicht ganz ausgereift. Zudem liegt der Körperwasseranteil von Kindern höher als bei Erwachsenen. Daher müssen wasserlösliche Arzneimittel bei Kindern teilweise sogar höher dosiert werden.“
Die „richtige“ Dosis zu finden, erfordert also von Eltern und Kinderarzt gleichermaßen eine große Portion Fingerspitzengefühl. Besonders, da es leider keine einfache Umrechnung der Dosierung für die Erwachsenen in die Kindermenge gibt. „Ist ein Arzneimittel allerdings für Kinder zugelassen, gibt die Packungsbeilage Aufschluss über die richtige Dosierung. Kinderärzte können darüber hinaus auch auf spezielle Dosistabellen zurückgreifen, die das Alter und das Gewicht des Kindes zugrunde legen“, erklärt Günther.
Verschiedene Verabreichungsformen
Eltern, die ihrem Nachwuchs ein Medikament in Form von Saft verabreichen, können dies am besten mithilfe einer Einmalspritze oder Dosierpipetten tun. Dabei unbedingt in die Backentasche und nicht in den Rachen träufeln, um eine Erstickungsgefahr, vor allem bei Babys, zu vermeiden. „Messbecher oder -löffel sind bei kleinen Kindern und Babys zu ungenau. Liegt dem Medikament keine Dosierhilfe bei, können Apotheken aushelfen“, rät Günther.
Zäpfchen werden dem Kind möglichst in Seitenlage mit angewinkelten Beinen eingeführt. „Viele Eltern wollen das Hineingleiten mit etwas Creme erleichtern, und wissen nicht, dass diese die Wirksamkeit beeinträchtigen kann. Besser ist es, das Zäpfchen mit der Hand ein wenig vorzuwärmen, dadurch wird das Einführen ebenfalls leichter“, so Günther. Falls durch das Zäpfchen Stuhlgang ausgelöst wird, sollten Eltern lieber nicht noch eines verabreichen, denn es kann schnell zu einer Überdosierung kommen.
Augentropfen zu verabreichen, ist bei Kindern oft schwierig, weil sie das Auge nicht geöffnet lassen und den Kopf oft nicht still halten. Günthers Tipp: „Wenn es nicht anders geht, kann das Kind die Augen in Rückenlage auch geschlossen halten und die Eltern tropfen in den inneren Lidwinkel. Öffnet das Kind das Auge, läuft der Tropfen automatisch ins Auge.“