Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer:
Es gibt schon länger Hinweise darauf, dass der Verzehr größerer Mengen Lakritz während der Schwangerschaft der Entwicklung des ungeborenen Kindes schaden kann. So wurden beispielsweise bei Kindern, deren Mütter vor Geburt mehr als 100 Gramm Lakritz pro Woche genascht hatten, später häufiger Verhaltens- und Konzentrationsprobleme festgestellt. Für diesen negativen Effekt soll das in Lakritz enthaltene Glycyrrhizin verantwortlich sein, das in der Natur ein Bestandteil der Süßholzwurzel ist, aus der Lakritz hergestellt wird. Schon früher stand Glycyrrhizin im Verdacht, Bluthochdruck bei Erwachsenen auslösen zu können.
Aktuell weist eine Studie aus Helsinki darauf hin, dass Glycyrrhizin tatsächlich einen negativen Einfluss auf die embryonale Entwicklung nehmen kann. Es sorgt während der Schwangerschaft dafür, dass die natürliche Barrierefunktion der Plazenta, die bestimmte Stoffe vom Ungeborenen fernhält, geschwächt wird. Dadurch gelangt mehr Kortisol zum Fötus. Dieses Stresshormon ist in größeren Mengen für das Ungeborene schädlich, weil es die Entwicklung des Gehirns negativ beeinflussen kann. Da der Lakritzgehalt je nach Zubereitungsart des Produkts stark schwankt, ist eine weitgehende Lakritzpause während der Schwangerschaft der sicherste Weg.