Klirrende Kälte, eisiger Wind und kurz danach trockene Heizungsluft – die Wintermonate verlangen dem Körper einiges ab. Insbesondere zu Jahresbeginn leiden viele Menschen deshalb unter spröden oder sogar aufgerissenen Lippen, der Griff zum Pflegestift liegt nahe. Kommen die Beschwerden wieder, benutzt man das Helferchen immer häufiger am Tag. Doch stimmt der Mythos, dass die praktischen Stifte süchtig machen können? Und welche Alternativen gibt es, um die Lippen nachhaltig zu pflegen?
Jeder kennt das unangenehme Gefühl trockener und brennender Lippen. Insbesondere nach einem langen Winterspaziergang oder nachdem die Heizung wochenlang lief, reißen sie immer wieder ein und verursachen Schmerzen. Das Benetzen der Lippe mit der Zunge lindert das Spannungsgefühl nur kurzzeitig und oftmals verschlimmern sich die zu Beginn verspürten Beschwerden anschließend sogar. Viele Menschen suchen dann schnelle Hilfe in der Drogerie. „Ein Lippenpflegestift bringt einen schnellen, scheinbar helfenden Effekt. Um die feste Form zu ermöglichen, enthalten Lippenpflegestifte keine wässrigen Bestandteile. Damit die Lippen aber nicht unter einer Fettschicht versiegelt werden, werden manchen Produkten unter anderem auch Emulgatoren beigemischt. Diese Hilfsstoffe sorgen dafür, dass Fett und Feuchtigkeit sich verbinden. Als dünne Schicht auf der Lippenhaut können sie aber auch das hauteigene Fett ablösen, was dann eventuell mit weggeputzt oder abgeleckt wird – insbesondere, wenn der Pflegestift nach Früchten oder anderen Leckereien schmeckt. Dadurch können sich die eigentlichen Beschwerden letztendlich sogar verschlimmern und der nächste Griff zum Pflegestift folgt kurz darauf. Es handelt sich hierbei also um die unglückliche Folge bestimmter Rezepturen, wirklich körperlich süchtig machen sie jedoch nicht“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer.
Wer dennoch auf die praktischen Lippenpflegestifte zurückgreifen möchte, muss vor allem auf die Inhaltsstoffe achten. Bezeichnungen wie Polyethylenglykol, kurz PEG, oder Inhaltsstoffe mit der Endung „-eth“ deuten auf Emulgatoren hin und sollten in Lippenpflegestiften vermieden werden. Zudem sollte das verwendete Produkt frei von Duftstoffen und hautreizenden Inhaltsstoffen wie Menthol, Pfefferminze oder Zitrusöl sein. Ebenso können Farbstoffe bereits empfindliche und wunde Lippen zusätzlich reizen.
Wie schütze ich meine Lippen im Winter vor dem Austrocknen?
Um die Lippen langfristig weich zu pflegen und von Schmerzen zu befreien, sollte insbesondere der hauteigene Schutz erhalten bleiben. Denn die Lippenhaut verfügt über wenige eigene Fette und hat keine Talgdrüsen. „Um die Fette zu erhalten, kann auf eine wasserfreie Creme mit möglichst hohem Fettgehalt und eventuell auch einem Wachsanteil zurückgegriffen werden. Das isolierende Fett legt sich auf die Lippen, hält Kälte ab und verhindert ein übermäßiges Verdunsten von Feuchtigkeit. Alternativ kann jedoch auch ein herkömmliches Oliven- oder Mandelöl vor dem Austrocknen der Lippen in Heizungsluft oder Kälte schützen“, rät Petzold. Durch die Zugabe von festeren Fette wie beispielsweise Kakaobutter oder Bienenwachs wird die Mischung fester und bleibt weitgehend dort, wo sie aufgetragen wird. Wer Haut und Lippen im Winter unterstützen möchte, sollte außerdem seinen Flüssigkeitshaushalt kontrollieren und mindestens zwei Liter Wasser am Tag trinken.