Fast schon freundlich hört sich der medizinische Fachbegriff für Hexenschuss an. Doch hinter „Lumbago“ verbirgt sich ein plötzlich einsetzender, stechender Schmerz an der Lendenwirbelsäule, der nach einer abrupten oder ungewohnten Bewegung wie aus dem Nichts kommt und den Betroffenen augenblicklich zum Innehalten zwingt. Gut zu wissen, dass die Schmerzen auch ohne spezielle Therapie in der Regel von allein wieder verschwinden und der Hexenschuss an sich harmlos ist.
Etwa 80 Prozent aller Erwachsenen erleiden in ihrem Leben mindestens einmal einen Hexenschuss. Besonders betroffen sind Menschen, die übergewichtig sind, viel sitzen, sich zu wenig bewegen oder seelisch oder körperlich stark belastet sind. „Der Hexenschuss entsteht meist bei einer ruckartig ausgeführten Hebebewegung, die eine verhärtete oder verkrampfte Muskelspannung im unteren Rücken hervorruft. Diese Verkrampfung kann zeitweise auch mit sensiblen oder motorischen Ausfällen einhergehen, wie beispielsweise Lähmungserscheinungen. Häufig nehmen die Betroffenen dabei eine vor- oder seitgebeugte Zwangshaltung ein, sie können sich dann nicht oder nur unter großen Schmerzen aufrichten“, erklärt Klaus Möhlendick, Diplom-Sportwissenschaftler bei der Barmer. Auch das seelische Gleichgewicht spielt eine Rolle bei der Entstehung eines Hexenschusses denn bei psychischen Ursachen ist die Gefahr besonders groß, dass die Rückenschmerzen chronisch werden. Am besten lässt man es erst gar nicht so weit kommen, und beugt vor. „Das A und O ist ein starker Rücken. Wer bei sitzenden Tätigkeiten beispielsweise immer wieder seine Haltung verändert, dem Rundrücken entgegenwirkt, und mit speziellen Übungen seine Rückenmuskulatur stärkt, tut schon sehr viel“, so Möhlendick. Welche Übungen sinnvoll sind, kann ein Sportwissenschaftler oder Physiotherapeut zeigen. Um Stress abzubauen und körperlich aktiv zu bleiben, empfiehlt der Experte außerdem regelmäßig in Bewegung zu kommen. Besonders geeignet sind beispielsweise Schwimmen, Fitnesstraining, Radfahren oder auch Yoga. Wer schwer heben muss, sollte dies möglichst mit geradem Rücken und aus den Knien heraus tun, um falsche Bewegungen zu vermeiden. Außerdem hilft es, im Alltag für einen guten Mix aus Be- und Entlastung zu sorgen, um auch seelisch gesund zu bleiben.
Akute Hilfe
Trifft einen doch die „Hexe“, kann man lediglich symptomatisch reagieren. „Durch den plötzlichen Schmerz haben die Betroffenen zunächst den richtigen Impuls, die Wirbelsäule zu entlasten. Das gelingt oft sehr gut mithilfe der sogenannten Stufenlagerung, bei der sich der Betroffene auf den Rücken legt und die Unterschenkel im rechten Winkel beispielsweise auf einen Stuhl lagert. Auf diese Weise können sich auch die verkrampften Rückenmuskeln ein wenig lösen“, so Möhlendick. Zusätzlich kann Wärme zur Entspannung beitragen. Wärmflasche, Heiz- oder Körnerkissen oder Rotlichtlampe können zudem schmerzlindernd wirken. „Ganz wichtig ist es, nach dem ersten akuten Schmerz langsam wieder in Bewegung zu kommen und nicht in der Ruheposition zu bleiben. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass leichte Bewegung, beispielsweise in Form von Spaziergängen oder Alltagsaktivitäten, hilft, wieder schneller auf die Beine zu kommen. Ansonsten kann ein Kreislauf aus Schmerzen und Schonhaltung entstehen“, erklärt Möhlendick.