Fast jeder hat sie schon einmal gesehen, aber viele kennen die Gefahr nicht, die von der Herkulesstaude, auch Riesen-Bärenklau genannt, ausgeht. Imposant steht die von Juni bis September blühende Pflanze oft in Massenbeständen am Straßenrand, auf Wiesen, in Gärten und Parkanlagen und fasziniert vor allem Kinder mit ihrer Erscheinung. Der Saft der Pflanze kann allerdings schwere Hautreaktionen auslösen.
Die ursprünglich aus dem Kaukasus stammende Pflanze enthält in allen Pflanzenteilen, auch in vertrockneten Stängeln und Blüten, die giftige Substanz Furocumarin. Dieses kann zusammen mit Sonnenlicht zu großen Blasen und nässenden Ekzemen führen, im Sinne einer schweren Hautverbrennung. Auch Schwellungen und Verfärbungen können auftreten, die nur sehr langsam abheilen und lange sichtbar bleiben. Schon bei leichten Berührungen kann die Pflanze den giftigen Saft über ihre feinen Härchen abgeben. "Das Ergebnis dieser fototoxischen Reaktion ist manchmal auch erst einige Tage später sicht- und vor allem spürbar, wenn die Giftstoffe nicht zuvor abgewaschen wurden und das UV-Licht erst später auf die Haut trifft", weiß Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer GEK. Aber nicht nur der direkte Kontakt mit der Pflanze, auch ein längerer Aufenthalt unmittelbar neben den Pflanzen kann zu körperlichen Problemen führen: Durch die austretenden Dämpfe kann es zu Atemnot, Übelkeit oder einer akuten Bronchitis kommen.
Kinder sind besonders gefährdet
Aufgrund ihrer Größe und dem oft massenhaften Auftreten fasziniert die Herkulesstaude besonders Kinder und lädt sie förmlich zum Spielen ein. Aus den bis zu zehn Zentimeter dicken, hohlen Stängeln lassen sich Blasrohre und Ringe basteln, die Früchte können als Wurfgeschosse dienen und auch zum Verstecken scheint die Pflanze prima geeignet. "Da die Haut von Kindern noch empfindlicher als die von Erwachsenen ist, muss der Nachwuchs ganz besonders vor einem Kontakt mit der Pflanze geschützt werden", rät Petzold.
Ist ein Kind mit der Herkulesstaude in Berührung gekommen, sollte die betroffene Hautfläche zunächst gründlich mit kaltem Wasser abgewaschen werden, auch wenn noch keine Hautreaktion sichtbar ist. Anschließend sollte eine UV-Schutzcreme aufgetragen und in den folgenden Tagen die Sonne gemieden werden. Treten dennoch Hautentzündungen auf oder sind die Eltern unsicher, empfiehlt Petzold, einen Hautarzt aufzusuchen. "Der Experte kann die Wunde am besten beurteilen und die oft langwierige Heilung begleiten und kontrollieren. Möglicherweise verschreibt er auch eine spezielle Cortisonsalbe, die die Heilung unterstützt", so die Medizinerin.
Vorbeugende Maßnahmen
Wer die Herkulesstaude in seinem Garten findet und entfernen möchte, sollte dies immer mit entsprechender Schutzkleidung tun. Dazu gehören eine lange Hose und ein Hemd oder Pullover aus dichtgewebtem Gewebe, ein Gesichtsschutz und dicke Handschuhe, am besten mit Unterarmschutz. Zusätzlich kann eine UV-Schutzcreme mit hohem Lichtschutzfaktor Gesicht und Hände schützen. "Um eine fototoxische Reaktion zu vermeiden, ist ein Arbeiten bei Dämmerung oder stark bewölktem Himmel sinnvoll", rät Petzold. Außerdem sollten Eltern ihre Kinder schon in jungen Jahren für die Gefahren sensibilisieren, die von der Herkulesstaude ausgeht und ihnen beibringen, einen großen Bogen um diese Pflanze zu machen.
Erkennungsmerkmal der Herkulesstaude
Gut erkennbar ist die Herkulesstaude vor allem anhand ihrer Größe von zwei bis vier Metern. Die Blätter sind ebenfalls sehr groß und tief eingeschnitten, die weißen Blüten stehen als Dolden in einem Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern zusammen. Die Stängel sind hohl und am Grund bis zu zehn Zentimeter dick, der Pflanzensaft ist milchig.