Im Arbeitsalltag ist die Haut ganz verschiedenen Belastungen ausgesetzt, während sie uns zugleich vor unterschiedlichen Belastungen schützt. Ein Überblick über die vielfältigen Herausforderungen für das größte Organ des Menschen und wie man ihm dabei helfen kann, selber gesund zu bleiben.
Schleichende Belastungen
Die Haut hat viele Aufgaben. Das mit etwa 1,5 bis 2 Quadratmetern größte Organ des menschlichen Organismus schützt den Körper vor Krankheitserregern ebenso wie vor zu viel Sonnenlicht oder zu starkem Flüssigkeitsverlust. Besonders gefordert wird die Haut durch die spezifischen Belastungen, die viele Berufe in der Industrie, im Handwerk oder im Baugewerbe mit sich bringen. Hitze und Trockenheit, die immer gleichen belasteten Hautareale, Dämpfe aus Lösungsmittel, Farben und Lacken, aber auch mechanische Beanspruchung oder Schmutz und nicht zuletzt UV-Strahlung machen der Haut zu schaffen. Dementsprechend können potenziell sehr viele Berufe Hautprobleme verursachen. Dazu zählen Tätigkeiten in der Stahlverarbeitung ebenso wie in der Landwirtschaft, im Bau- und Montagegewerbe. Aber auch Friseure, Bäcker oder Köchinnen, Reinigungskräfte und Gesundheitsberufe sind von Hautproblemen betroffen. Und damit ist die Liste noch lange nicht zu Ende. Viele schädigenden Einflüsse werden dabei häufig als „normal“ angesehen, einfach, weil sie zu dem jeweiligen Beruf einfach dazugehören. „Hauterkrankungen aufgrund beruflicher Belastungen entstehen häufig schleichend. Erst allmählich zeigen sich Hautveränderungen, die dann ohne Gegenmaßnahmen zu Hauterkrankungen werden können. Eine der häufigsten Erkrankung durch berufliche Belastungen der Haut sind sogenannte irritative Ekzeme“, sagt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer.
Augen auf bei Berufswahl und Verhalten
Aus Sicht der Medizinerin sind deshalb vor allem zwei Dinge wichtig, um sich vor beruflich bedingten Hauterkrankungen zu schützen. „Es lohnt sich, schon bei der Berufswahl darauf zu achten, wie der Beruf und seine typischen Belastungen mit der eigenen Gesundheit zusammenpassen. Hier spielen zum Beispiel Allergien eine wichtige Rolle. Aber auch absehbare Belastungen für die Haut sollten bei der Entscheidung für einen Berufsweg schon beachtet werden“, rät Petzold. Wenn jemand zum Beispiel familiär mit der Hautkrankheit Neurodermitis vorbelastet ist, erhöhen Berufe mit einer starken Staubentwicklung das Risiko, selber an Neurodermitis zu erkranken oder bei bestehender Neurodermitis häufiger Krankheitsschübe zu erleiden. Daher lohnen sich entsprechende Fragen an einen künftigen Ausbildungsbetrieb zu berufstypischen Belastungen.
Arbeitsschutz und eigenes Verhalten
Die zweite wichtige Möglichkeit, sich vor beruflich bedingten Hauterkrankungen zu schützen, sieht Petzold in einem guten Zusammenspiel zwischen dem persönlichen Verhalten der Berufstätigen und der Beachtung der gängigen Arbeitsschutzvorschriften. „Gesunde Haut hat viel mit dem eigenen Verhalten zu tun. Ein typisches Beispiel dafür sind geeignete Handschuhe. Zum Glück hat es sich inzwischen weitgehend durchgesetzt, dass Berufstätige geeignete Handschuhe tragen, wenn sie mit die Haut belastenden Stoffen zu tun haben. Aber es gibt leider immer noch zahlreiche Situationen, in denen die Prävention von Hautproblemen im beruflichen Alltag zu kurz kommt. Als Beispiele seien hier Bauarbeiter, Servicepersonal und Landwirte genannt, die nicht selten in der prallen Sonne arbeiten. In solchen Fällen sind auch die Arbeitgeber in der Pflicht, darauf zu achten, dass Gesundheitsgefahren am Arbeitsplatz richtig beurteilt werden und Berufstätige im Alltag den Arbeitsschutz insgesamt und den Hautschutz im Besonderen realisieren können“, mahnt Hautärztin Petzold. Eine wichtige Anlaufstelle für Rat suchende Arbeitgeber sind dabei Betriebsärzte. Im Idealfall sollte das im Arbeitsschutz Gelernte das eigene Verhalten der Berufstätigen so verändern, dass der Hautschutz zur Normalität wird. Dabei findet es Petzold auch wichtig, auf die richtigen Reinigungs- und Pflegemittel zu setzen. „Es ist ein Unterschied, ob die Haut von Schmutz oder Staub gereinigt oder ob eine Kontamination mit Krankheitserregern beseitigt werden soll. Wasser, Seife und Bürste beanspruchen die Haut anders als ein Desinfektionsmittel. Entsprechend unterschiedlich kann die Haut effektiv vor Auslaugung und Ekzemen geschützt werden“, sagt Petzold.
Hautpflege: Wichtig zu jeder Jahreszeit
Die Pflege einer beruflich belasteten Haut ist zu jeder Jahreszeit wichtig, kann aber gerade in den kalten Monaten schwierig sein. Bereits ab acht Grad Celsius drosselt die Haut die Talgproduktion, wodurch der körpereigene Selbstschutz abnimmt. Die Haut wird dadurch schnell rissig. Neben der Kälte sorgt trockene Heizungsluft für geringe Luftfeuchtigkeit in Räumen. Das entzieht der Haut ihre Feuchtigkeit, so dass die Haut austrocknet. Das alles macht sie anfälliger für Hautkrankheiten. Deshalb sollte die Hautpflege unbedingt den veränderten Bedingungen angepasst werden“, empfiehlt Petzold. Da die Haut niemals Feierabend macht, gilt diese Empfehlung zur Hautpflege sowohl für den beruflichen wie den privaten Teil des Lebens.
So pflegen Sie Ihre Haut richtig
Tabu sind im Winter vor allem wasserhaltige Gele und alkoholhaltige Gesichtswasser. Beides trocknet die Haut zu stark aus. Stattdessen braucht sie Fett und Feuchtigkeit. Deshalb eignen sich grundsätzlich alle Pflegeprodukte, die hochwertige Fette und Öle enthalten. Für Feuchtigkeit sorgen Substanzen wie Urea oder Hyaluronsäure. Abzuraten ist von langen heißen Duschen oder ausgedehnten Wannenbädern. Sie bedeuten für die Haut zusätzlichen Stress. Nach Bad oder Dusche sollte nicht vergessen werden, die Haut einzucremen. Rückfettende Dusch- beziehungsweise Badeöle können je nach Zusammensetzung eine zusätzliche Hilfe sein. Diese Empfehlungen gelten, angepasst an die Jahreszeit, das ganze Jahr über. Zusätzlich empfiehlt Petzold, auf berufsspezifische Belastungen und Hautpflegeempfehlungen zu achten. Die gibt es zum Beispiel in entsprechenden Arbeitsschutzunterweisungen.
Was verursacht berufsbedingte Hautprobleme?
Hauterkrankungen zählen zu den häufigsten Berufskrankheiten. Unter ihnen sind sogenannte Kontaktekzeme und Hautkrebs am weitesten verbreitet. Kontaktekzeme können durch hautreizende oder giftige Stoffe oder durch Allergene ausgelöst werden. Beim Hautkrebs und seinen Frühformen ist häufig die natürliche, aber auch künstliche UV-Strahlung, die Ursache, wie sie beispielsweise bei Schweißern und Lackierern vorkommt.