Husten, Schnupfen, Heiserkeit – jedes Jahr im Herbst rollt wieder eine neue Erkältungswelle auf uns zu. Aber warum ist das so? Sollten wir im Laufe der Jahre nicht gelernt haben, uns vor Erkältungsviren zu schützen? Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer GEK erklärt, weshalb sich die allermeisten Menschen mindestens einmal im Jahr erkälten.
Bei vielen Krankheiten wissen wir inzwischen, wie wir uns vor ihnen schützen können. Wieso bekommen wir dann Erkältungen nicht in den Griff?
Man könnte die Frage sogar noch zuspitzen: Warum können wir uns gegen Erkältungen nicht genauso impfen lassen wie beispielsweise gegen die Grippe? Der Hauptgrund ist, dass es einfach zu viele unterschiedliche Erkältungsviren (Rhinoviren) gibt. Während von den zahkreichen Grippeviren pro Saison nur zwei bis drei unterschiedliche Typen in den Vordergrund treten, sind es beim Rhinovirus insgesamt mehrere hundert. Das macht die Entwicklung von entsprechenden Impfstoffen geschweige denn einer Impfung gegen alle Erkältungsviren nahezu unmöglich. Hinzu kommt, dass Rhinoviren ständig mutieren, also ihre Eigenschaften verändern. Und schließlich sind sie geschickte Trickser, weil sie die Abwehrkräfte manipulieren können.
Was bedeutet das konkret?
Die große Anzahl der Virenarten kann dazu führen, dass das Immunsystem zeitweise überfordert wird. Da Viren alle unterschiedlich sind, stellt jedes Virus einen neuen Erreger dar, der nicht mit bewährten Mitteln bekämpft werden kann. Erschwerend kommt hinzu, dass sich alle Viren ständig ein wenig verändern, also mutieren. Doch schon die kleinste Veränderung führt dazu, dass unser Immunsystem die Viren nicht wiedererkennt und beim Kampf gegen die Erreger immer wieder von vorn anfängt. Und als wäre das nicht schon genug, können Erkältungsviren das Immunsystem auch noch dahingehend manipulieren, dass die Abwehrzellen den Eindringling nicht erkennen, obwohl es sich um einen Virus handelt, mit dem der Körper schon einmal zu tun hatte. Alle drei Gründe geben der Erkältung genug Zeit, sich im Körper auszubreiten.
Das klingt, als könne niemand einer Erkältung entfliehen. Trotzdem gibt es Zeitgenossen, die Husten und Schnupfen nur vom Hörensagen her kennen.
Wie stark unsere körpereigene Abwehr ist, hängt zum einen von genetischen Vorbedingungen und zum anderen von unserem Lebensstil ab. Wir tun also gut daran, unser Immunsystem zu stärken. Bestens bewährt haben sich dabei Klassiker wie zum Beispiel viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung und auch regelmäßige Wechselduschen oder Saunagänge. Außerdem sollte man versuchen, sich während der Erkältungszeit von großen Menschengruppen fernzuhalten und sich regelmäßig, nicht nur nach dem Toilettengang, die Hände zu waschen oder zu desinfizieren, um die Virenlast ein wenig zu senken. Denn in öffentlichen Verkehrsmitteln, an Türgriffen und auch an der PC-Tastatur können sich unter vielen anderen Keimen auch Erkältungsviren befinden, die dann über die Hände, mit denen man sich danach ins Gesicht fasst, übertragen werden. Einen großen Anteil an der körpereigenen Abwehr hat auch eine gesunde Nasen-, Rachen- und Bronchialschleimhaut. Ist diese durch trockene Raumluft belastet oder aufgrund von Kälte schlecht durchblutet, steigt das Risiko für eine Infektion. Übrigens bewirken ein kalter Kopf oder kalte Füße eine direkte Minderdurchblutung dieser Schleimhäute. Wer also durch mehrmaliges Lüften am Tag trockene Raumluft vermeidet und Kopf und Füße warm hält, hat schon eine Menge getan, um einer möglichen Erkältung vorzubeugen.
Und wenn es einen doch erwischt hat?
Dann hilft abwarten und Tee trinken – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wer kann, schont sich, sorgt für einen warmen Körper und trinkt viel lauwarmen Tee. Das hilft sowohl gegen Hustenreiz als auch gegen Kopfschmerzen. Auch das eine oder andere Hausmittel wie ein Brustwickel oder eine Hühnersuppe kann durchaus Erkältungsbeschwerden lindern. Und bei Fieber haben sich Wadenwickel bestens bewährt. Sollten die Beschwerden aber nach wenigen Tagen nicht abgeklungen sein oder sich sogar verschlimmern, ist ein Arztbesuch ratsam.