Schlank und fit in nur 20 Minuten pro Woche – das verspricht das sogenannte EMS-Training, bei dem die Muskeln von Sportlerinnen und Sportlern mit Stromimpulsen stimuliert werden und so das Muskelwachstum anregen sollen. Doch wie effektiv und gesund ist das recht teure Training tatsächlich?
Stundenlanges Gewichtheben oder Joggen durch ein 20-minütes Training mit Stromimpulsen ersetzen, bei mindestens gleichem Effekt? Genau das soll das sogenannte Elektromyostimulations-Training (kurz EMS) ermöglichen. Während der Trainingseinheit tragen Sportlerinnen und Sportler eine besondere Kleidung, die über Elektroden Impulse auf die Muskeln überträgt. Während dynamischer Übungen überprüft ein Trainer oder eine Trainerin die Intensität der Impulse. „Die Kombination der Übungen und der Stromimpulse soll eine maximale Auslastung des Muskels ermöglichen und sein Wachsen anregen. Trainierende spüren dabei in der Regel nur ein leichtes Kribbeln, kommen jedoch innerhalb kürzester Zeit ins Schwitzen“, erklärt Katharina Steinbach, Sportwissenschaftlerin bei der Barmer.
Gesundheitsfördernd oder sogar schädlich?
Ob die Trainingsmethode tatsächlich ein Krafttraining oder einen ausgiebigen Lauf ersetzen kann, ist bisher nicht erwiesen. „Die augenscheinlich geringere Anstrengung verleitet dazu, sich zu übernehmen. Zu häufiges EMS-Training kann die Nieren belasten und Muskelfasern schädigen. Daher sollten EMS-Einheiten nicht häufiger als ein- bis zweimal in der Woche und ausschließlich begleitet von qualifiziertem Personal absolviert werden“, warnt Steinbach. Menschen mit Vorerkrankungen sollten zudem Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt halten. So gilt EMS-Training beispielsweise bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Blutungsrisiken oder Krebserkrankungen als Tabu. Auch Schwangere sollten dringend darauf verzichten.
Mit wenig Zeitaufwand zum Strandkörper
Die Wirksamkeit von EMS-Training ist bisher noch nicht abschließend bewiesen. Außerdem ist das Training mit mindestens 20 Euro pro Einheit recht teuer. „Es gibt durchaus Alternativen, die deutlich günstiger sind und zugleich wenig Zeit beanspruchen. Besonders effektiv ist beispielsweise ein hochintensives 30-minütiges Intervalltraining, auch HIIT genannt. Viele örtliche Sportvereine bieten solche Trainings sehr kostengünstig an“, so Steinbach. Stundenlanges Auspowern im Fitnessstudio ist also gar nicht unbedingt nötig, um einen sportlichen Körper zu erreichen. Zudem wird kein Training allein die Bauchmuskeln unter dem Winterspeck hervorholen. Wer auf einen Rundumerfolg hofft, kombiniert am besten regelmäßige Bewegung mit einer ausgewogenen Ernährung.