Für Groß und Klein gilt das Gleiche, wenn es um Medikamente geht: Arzneimittel können nur wirken, wenn sie, richtig dosiert und verabreicht, auch an den Ort ihrer Bestimmung gelangen. Besonders bei Kindern ist diese Binsenweisheit allerdings nicht immer leicht umsetzbar. Mitunter wehrt sich der Nachwuchs mit Händen und Füßen wegen des unangenehmen Geschmacks oder der Form des Arzneimittels gegen die Einnahme.
Ist bei einer Erkrankung das Verabreichen von Medikamenten notwendig, sollten Eltern einige Regeln beachten. „Durch lautstarkes Weinen oder einen Wutanfall ist man schnell abgelenkt, und dann kann es leicht zu Dosierungsfehlern kommen. Vor allem eine Überdosierung kann für sehr kleine Kinder gefährlich werden, denn ihre inneren Organe sind noch nicht vollständig ausgereift. Aber auch Unterdosierungen können problematisch sein, beispielsweise bei der Gabe von Antibiotika“, weiß Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer. Sie rät daher, schon vorher die Packungsbeilage zu lesen und möglichst auch schon die Dosierung vorzunehmen. Dabei sollte das Gewicht des Kindes genau ermittelt, und nicht geschätzt werden, denn die Menge des zu verabreichenden Medikaments richtet sich in der Regel nach dem Körpergewicht und dem Alter. Falls das Kind den verabreichten Saft wieder ausspuckt oder erbricht, darf die gleiche Dosis nicht noch einmal gegeben werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
Von Tropfen, Löffeln und Tabletten
Die Packungsbeilage sollte auch gelesen werden, wenn es sich um rezeptfreie Präparate handelt. Sie enthält meist Informationen zum genauen Einnahmezeitpunkt, also vor oder nach dem Essen, und Hinweise zum geeigneten Trinkverhalten oder zur Unverträglichkeit mit bestimmten Lebensmitteln. Außerdem rät Günther, sich mit den eventuell beigelegten Dosierhilfen zu beschäftigen, denn, so banal es klingt, auch diese können zu Dosierungsfehlern führen. „Medikamente, die in Form von Tropfen verabreicht werden, sind eigentlich besonders gut dosierbar. Allerdings gibt es unterschiedliche Tropfsysteme, die verschiedene Handhabungen erfordern“, nennt Günther Beispiele. „Erkennt man zwei kleine Röhrchen in der Mitte der Öffnung, hat man es mit einem sogenannten Zentraltropfer zu tun. Diese sollten bei der Dosierung senkrecht gehalten werden, um die Abtropffläche nicht zu klein werden zu lassen“, erklärt Günther. Tropfen mit nur einem Röhrchen hingegen, die sogenannten Randtropfer, müssen schräg gehalten werden, damit die Tropfgröße ideal ist. Schwieriger ist die Dosierung mit Messlöffeln, auch wenn sie eine oder mehrere Markierungen aufweisen. Sie sind meist flach geformt, damit der Patient sie gut ablecken kann. Allerdings ist durch diese flache Form eine genaue Dosierung besonders schwer vorzunehmen. Trotz aller Probleme mit den beigefügten Dosierhilfen: Günther warnt davor, auf eigene Faust eine andere, vermeintlich geeignetere und nicht beigefügte Dosierhilfe zu benutzen. „Jedes Präparat weist eine andere Konsistenz auf. Nicht jede Dosierhilfe berücksichtigt dies in gleichem Maße, daher sollte man die beigelegte nutzen, solange mit dem Arzt nichts anderes besprochen wurde“, so Günther.
Auch Tabletten können zu Schwierigkeiten führen, beispielsweise, wenn das Kind sie nicht gut schlucken kann. „In der Regel achtet der behandelnde Kinderarzt darauf, welche Arzneimittelform dem Alter des Kindes entspricht, und verordnet beispielsweise eher Saft als Tabletten. Sind es dann aber doch Tabletten, und das Kind kann sie nicht gut schlucken, dürfen sie nicht immer bedenkenlos zerkleinert werden. Unter Umständen wird dadurch der Wirkmechanismus beeinflusst. Hierfür ist unbedingt die Rücksprache mit dem Arzt erforderlich“, so Günther.