Dr. Utta Petzold, Medizinerin bei der Barmer:
Zwar beobachteten vereinzelt schon die alten Griechen und Römer den vergrößernden Effekt von bestimmten Kristallen, jedoch wurden die ersten Linsen zur Nutzung bei Fehlsichtigkeit erst im 13. Jahrhundert von italienischen Mönchen geschliffen. Als Material wurden klarsichtiges Bergkristall und Beryll genutzt, woraus auch der Name Brille entstand. Allerdings dauert es noch bis ins 19. Jahrhundert, bis die Brille auch für das gemeine Volk auch zugänglich war. In der Zwischenzeit war sie ein Luxusgut für das vermögende Bürgertum, Adelige, Kleriker und Mönche. Nur sie konnten in dieser Zeit ihre Fehlsichtigkeit mithilfe einer Brille ausgleichen, alle anderen hatten schlicht und einfach Pech.
Für die Fassungen wurden verschiedene Materialien ausprobiert. Die ersten Modelle bestanden aus Knochen, Holz, Eisen oder Leder, später kamen Gold, Silber oder auch Schildpatt hinzu. Auch bei der Befestigung war man sehr einfallsreich: Es gab Brillen, die an der Kopfbedeckung befestigt waren, sogenannte Mützenbrillen, aber auch Zwicker, die man sich fest auf die Nase kniff. Handwerker, die für ihre Arbeit gut sehen und dabei die Hände frei haben mussten, nutzten oft eine Fadenbrille, bei der das Gestell mit einem Faden hinter den Ohren befestigt wurde. Die Brille in ihrer heutigen Form gibt es erst seit Anfang des 18. Jahrhunderts.